Drei Töchter treiben Lydia Prenner-Kasper fast in den Wahnsinn.

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Tanja Ghetta trifft ein göttliches Wesen. 

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Wien - Kabarettistinnen gelten als rare Spezies. Warum das so ist, wurde noch nicht erschöpfend hinterfragt. Mitunter wird die Pubertät ins Treffen geführt. Denn die Klassenkasperln sind in der Regel männlichen Geschlechts.

Lydia Prenner-Kasper, aufgewachsen in Favoriten, muss eine Ausnahme gewesen sein. Ihre Mutter habe zu ihr immer gesagt: "Red net so schiach!" - wie dann auch das erste Soloprogramm hieß. Einer der Höhepunkte war ein Song über den Besuch beim Gynäkologen samt den Vorbereitungsmaßnahmen. Denn Frau will sich ja nicht genieren müssen.

Nun ist Lydia Prenner-Kasper, Jahrgang 1982, dreifache Mutter. Sie hat in Muttitasking einiges zu erzählen - angefangen bei den Schmerzen bei der Entbindung und der sofort danach eintretenden Demenz. Denn ohne diese würde keine Frau nochmals schwanger werden wollen. Die jüngste Tochter hätte ihr die Brüste "zu Fallobst" ausgezuzelt: "Früher war ich eine Sexgöttin; jetzt rieche ich wie nach einer Nachtschicht bei Schärdinger."

Lydia Prenner-Kasper vermag den Alltag einer "Gebärmutti" ungemein witzig zu beschreiben: Die eine Tochter versuche sich gerade "vom Kindersitz zu suizidieren", während die ältere den Becher zu Boden schleudert, weil ihr Kakaokonzentrationsscanner eine zu geringe Menge Schokolade festgestellt habe. Der darbende Vater führe unterdessen ein Leben als "innerfamiliäre Randgruppe".

Dreck und Lärm würden sich mit jedem Kind nicht addieren, sondern potenzieren, man könne nie mehr störungsfrei telefonieren. Am meisten ärgert sich Lydia Prenner-Kaspar aber über die "alten Schachteln", die gute Tipps parat haben, und das geistlose "Müttergequatsche" auf dem Spielplatz. Zum Glück gibt es Volksschule und Kindergarten: Die Mama fürchtet sich bereits vor den Ferien. Das Positive am Kinderkriegen überwiege nicht: Es sei besser, selbstbestimmt zu leben - und dann einfach auszusterben.

Auch Tanja Ghetta, ähnlich alt, wäre wohl verheiratet und hätte zumindest einen Sohn - wenn sie daheim in Tirol geblieben wäre. Aber sie ging nach Wien, wo sie sich über den Spittelberg wundert, der nicht einmal ein "Bergl", sondern nur "nix" sei. Der Großglockner hingegen, der sei schon ein Berg. Ebendiesen besteigt die Schauspielerin und Poetry-Slammerin in ihrem zweiten Kabarettprogramm Höhenrausch. Aufgestachelt worden war sie von ihrer "bladen" Freundin Betty, die den Gipfel in dreieinhalb Stunden gestürmt habe. Das kann eine sture Tiroler "Goaß" nicht hinnehmen. Und so klettert sie beherzt los.

Sie reflektiert über ihre letzte Beziehung (Klaus sei kein Mann, sondern ein "Manderl", aber besser als "nix"), verrennt sich, hängt in einer Wand - und trifft auf Gott. Das zottelige Wesen behauptet, gerade "mit dem Goethe z'sammeng'hockt" zu sein; als Beweis für seine Allmacht bietet es an, das Rote Meer zu teilen: Damit habe er schon Erfahrung. Tanja Ghetta ist nicht, wie Lydia Prenner-Kaspar, zum Brüllen komisch. Aber sie erzählt mit ganzem Körpereinsatz eine sehr amüsante Geschichte. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 23.4.2014)