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Bernie Ecclestone steht ab Donnerstag in München vor Gericht.

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

Für Bernie Ecclestone geht es ab Donnerstag ums Ganze. Der Formel-1-Chef könnte sowohl die Macht über die internationale Rennsportserie, als auch seine persönliche Freiheit verlieren. Der Brite muss sich wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vor dem Landgericht in München verantworten. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Ecclestone hat sein Kommen zugesichert und will die Strafkammer von seiner Unschuld überzeugen. Der 83-Jährige muss bis zu zehn Jahre Gefängnis befürchten. In Justizkreisen gilt eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung aber als unwahrscheinlich. Die Richter stellen sich jedenfalls vorerst einmal auf einen langen Prozess ein, bis Mitte September sind mehr als 20 Verhandlungstage geplant.

Im Falle einer Verurteilung droht der Formel-1-Haupteigner CVC Bernie Ecclestone mit dem Rauswurf. Ein Nachfolger ist allerdings nicht in Sicht - ein Grund, weshalb CVC die Formel 1 bisher nicht wie geplant an die Börse bringen konnte.

Lebenswerk

Für Ecclestone geht es um sein Lebenswerk. Der Brite lenkt die Formel 1 seit mehr als 40 Jahren - und hat sie mit geschickter Vermarktung zur erfolgreichsten Rennserie im Motorsport gemacht. Auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft will sich der 83-Jährige dennoch nicht einlassen.

Ecclestone soll dem ehemaligen Vorstand der BayernLB, Gerhard Gribkowsky, 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld gezahlt und sich einen Großteil davon in Form einer Beraterprovision von der BayernLB zurückgeholt haben. Der BayernLB ist dadurch laut Anklage ein Schaden von umgerechnet knapp 35 Millionen Euro entstanden.

Die beiden Männer haben sich getroffen, als die bayerische Landesbank ihre Mehrheit an der Formel 1 verkaufen wollte. Die Anteile an der Rennserie waren ihr als Pfand für die Pleite der Kirch-Gruppe zugefallen. Weil die Bank nicht viel damit anfangen konnte, sollte Gribkowsky die Beteiligung zu Geld machen.

Einfluss auf Käufer-Wahl

Aus Angst vor einem Machtverlust in der Formel 1 soll Ecclestone Gribkovsky die 44 Millionen Dollar gezahlt haben, meint die Münchner Staatsanwaltschaft. Wie aus der Anklage hervorgeht, wollte Ecclestone Einfluss auf die Auswahl des Käufers der Formel 1 nehmen und zahlte deshalb Millionen an Gribkowsky, damit er den britischen Investor CVC auswählt. So hatte es auch Gribkowsky in seinem Prozess vor Gericht erzählt und wurde deshalb im Sommer 2012 wegen Bestechlichkeit zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Ecclestone stellte die Zahlung hingegen als eine Art Schweigegeld dar: Er habe befürchtet, dass ihn Gribkowsky bei den britischen Steuerbehörden anzeige.

Ecclestones Verteidiger wollen Gribkowskys Glaubwürdigkeit als Zeuge ins Wanken bringen. Sie ließen durchblicken, dass sie hinter den Kulissen eine Absprache mit der Justiz wittern. Es gelte, "Inhalt und Umstände der diversen Aussagen von Herrn Dr. Gribkowsky zu hinterfragen, die in ihren verschiedenen Versionen nicht zu halten sein werden", erklärten die Rechtsanwälte Sven Thomas und Norbert Scharf. So sei Gribkowsky für bayerische Justizverhältnisse ungewöhnlich früh Freigang gewährt worden. Der Manager darf mittlerweile einer neuen Arbeit außerhalb des Gefängnisses nachgehen.

Die Anwälte machten deutlich, dass sie sich nicht mit den Erkenntnissen aus dem Gribkowsky-Prozess zufrieden geben wollen. "Es müssen weitere Zeugen gehört und neues Beweismaterial gesichtet werden."

Schadesersatzklage vorerst vom Tisch

Eine Schadenersatzklage der BayernLB bleibt Ecclestone vorerst erspart. Die Landesbank habe ihre Schadenersatzforderung gegen Ecclestone bisher nicht vor Gericht gebracht, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Zuletzt hatte die Bank dem Manager noch mit einem Zivilprozess parallel zu dem Münchner Strafverfahren gedroht, weil er durch Mauscheleien dafür gesorgt haben soll, dass das Institut seinen Formel-1-Anteil 2006 unter Wert verkaufte.

Die Bank, die nach früheren Angaben aus Finanzkreisen bis zu 400 Millionen Dollar von Ecclestone fordern will, will sich nun nicht mehr zum geplanten Vorgehen äußern und verwies auf den bevorstehenden Strafprozess. Wenn Ecclestone sich ab Donnerstag vor dem Landgericht München verantworten muss, werden neue Erkenntnisse über die Korruptionsaffäre beim Ausstieg der BayernLB aus der Formel-1 erwartet. Darauf könnte die Bank später eine eigene Klage stützen. Ecclestone hat die Vorwürfe und Forderungen zurückgewiesen. (Reuters/APA/red, derStandard.at, 23.4.2014)