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Greenpeace hat 35 für Bienen attraktive Pflanzenarten untersucht - unter ihnen auch die Narzissen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Wien - Der Gärtner-Betrieb Starkl hat auf die Ergebnisse einer Greenpeace-Studie über mit bienenschädlichen Pestiziden belastete Pflanzen reagiert und einen beanstandeten - aus Italien zugekauften - Lavendel aus dem Sortiment genommen. "Ich bin schockiert über dieses Ergebnis", sagte Geschäftsführerin Stefanie Starkl gegenüber der Austria Presse Agentur.

Der Betrieb, von dem Starkl besagten Lavendel erhalten hat, hatte die Geschäftsführerin "als malerischer Betrieb in Norditalien" erlebt. "Offenbar sind wir hier aber schwer getäuscht worden. Wir haben jetzt diesen Lavendel sofort aus dem Sortiment genommen und prüfen derzeit alle möglichen rechtliche Schritte. Außerdem haben wir mit Greenpeace heute umgehend Kontakt aufgenommen. Auch wenn wir grundsätzlich in unsere sorgfältig ausgewählten Zulieferbetriebe vertrauen und unser Sortiment selbst regelmäßig überprüfen, möchten wir mit den Experten jetzt nochmals alle unsere zugekauften Pflanzen genau unter die Lupe nehmen", so Starkl.

80 Prozent belastet

Die Umweltorganisation Greenpeace hatte 35 verschiedene bienenattraktive Pflanzenarten aus Gartenzentren, Bau- oder Supermärkten in zehn europäischen Ländern auf Pestizide untersuchen lassen. Die Ergebnisse des Reports sind aufsehenerregend: Fast 80 Prozent der insgesamt 86 genommenen Proben waren mit für Bienen gefährlichen Pestiziden belastet. In Österreich wurden Pflanzen wie Lavendel, Narzissen, Primeln und Hahnenfuß untersucht. "In allen zehn Proben wurden Pestizide festgestellt", sagt Huem Otero, Landwirtschaftssprecherin von Greenpeace, dem Standard.

In vier Proben wurde Imidacloprid nachgewiesen, ein potenziell für Bienen gefährliches hochtoxisches Insektizid aus der Gruppe der Neonicotinoide. Dieses wurde in Pflanzen von Bauhaus, Baumax, Holland Blumen Mark und der Gärtnerei Starkl nachgewiesen. "Wir wissen aber nicht, wo die Pflanzen gezogen wurden", sagt Otero. Die Gartencenter wurden bei der Probenentnahme nicht informiert.

Verbot gilt nicht für Glashäuser

Die Verwendung von Neonicotinoiden wurde in der EU teilweise verboten, weil sie ein mögliches Risiko für Bienen sowie andere Bestäuber darstellen. In Österreich kommt ein Neonicotinoid-Verbot zur Anwendung, das über die EU-Verordnung hinausgeht. Allerdings gilt es nicht für Glashäuser, sagt Otero. "Da gibt es eine Lücke im Gesetz. Es ist lächerlich, dass Neonicotinoide in der Landwirtschaft auf dem offenen Feld und für den Privatgebrauch verboten sind, sich aber in Pflanzen wiederfinden können, die Hobbygärtner in ihrem Garten oder auf ihrem Balkon anpflanzen." Konsumenten würden getäuscht. Mehr als die Hälfte der Proben für den Report waren mit bienengefährlichen Neonicotinoiden verunreinigt. Greenpeace fordert ein Totalverbot für Pestizide und legt Konsumenten biologische Alternativen nahe.

Frei von jeglichen Chemikalien waren nur zwei von 86 Proben, stellte der Report fest. In manchen Pflanzen wurden regelrechte Cocktails nachgewiesen: Eine Probe aus der Gärtnerei Starkl war mit 15 Pestiziden belastet - darunter sechs Pestizide, die im österreichischen Zierpflanzenbau nicht zugelassen sind. Neonicotinoide sollen für das weltweite Bienensterben mitverantwortlich sein. Wie viel Pestizid via Pollen auf Bienen übertragen wird, lässt sich noch nicht seriös sagen, sagt Otero. (David Krutzler, DER STANDARD, 24.4.2014)