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Der Einsatz des SWAT-Teams hat auch für US-Steuerzahler ein böses Nachspiel.

Foto: AP Photo/Newsday, Jim Staubitser

Wer hat nicht schon einmal nach einer verlorenen "Mensch ärgere dich nicht"-Partie alle Steine umgeworfen und seine Geschwister mit unerhörten Kraftausdrücken attackiert? Wer hat nicht schon einmal aus Wut über einen Fehlschlag beim Squash seine Stirn gegen die Wand beschleunigt - oder beim Fußball gar gegen den Brustkorb eines Gegenspielers? Wer hat nicht schon einmal gezeigt, wie schlecht er beim Spielen verlieren kann?

Youtube ist voll von beschämenden und belustigenden Momenten des schlechten Verlierens. Gerade auch Videospiele treiben Menschen zu den unglücklichsten Reaktionen, selbst wenn es scheinbar um gar nichts geht. Der Ragequit gehört als finale Gefühlsexplosion des Enttäuschten bereits zum anerkannt unguten Ton, unbequemer wird es hingegen bei notorischen Tastaturzerstörern.

Moderne Rache

Ein tief verärgerter "Call of Duty"-Spieler ließ sich Mitte der Woche zu einem Racheakt hinreißen, der als "Swatting" bekannt ist. So beließ er es nicht dabei, seinen siegreichen Online-Opponenten als Betrüger oder Hacker zu beschimpfen, sondern alarmierte die New Yorker Polizei und erzählte ihr, dass sein in Long Beach ansässiger Gegenspieler Mutter und Bruder ermordet habe.

Für die Behörden ist dies eine Alarmierung höchster Stufe, weshalb umgehend ein Spezialkommando der SWAT-Einheit beordert wurde, berichtet Daily News. Kurze Zeit später rückte die 70-köpfige Einsatzzug mit Panzerwagen, Helikopter, Sturmtrupp, Sanitätern und Verhandlern zur besagten Adresse vor, um lediglich einen 17-Jährigen videospielend vor dem Fernseher und dessen verschreckte Mutter aufzufinden.      

Abstruses Spiel

Verletzt wurde niemand. Der Verursacher des überaus kostspieligen Einsatzes konnte bislang noch nicht ausfindig gemacht werden, da er seinen Anruf über das Internet getätigt hatte. Das Online-Spielerprofil dürfte die Ermittler über kurz oder lang aber wohl zum Herkunftsort führen. 

Für den verärgerten Verlierer könnte sein Aktion auch ein Versuch gewesen sein, seine Reputation unter Swattern zu erhöhen, deren Ursprung auf die Foren des 4Chan-Netzwerks zurückzuführen ist. "In dieser bizarren Welt des Swatting bekommt man Punkte für Helikopter, für die Polizeiautos, für das SWAT-Team, für die Art des Zutritts", erklärt Michael Tagney, Polizeikommissar von Long Beach. "Ich bin sehr wütend. Es ist eine unglaubliche Verschwendung von Steuergeldern", so Tagney. Bleibt für den gesuchten Wutanrufer nur zu hoffen, dass Tagney bei dessen Verhaftung die Nerven behält. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 26.4.2014)

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