Frühling im Burgenland.

Foto: Burgenland Tourismus/Lois Lammerhuber

Die ideale Zeit für Vogelbeobachtungen.

Foto: Burgenland Tourismus/Lois Lammerhuber

Anreise: mit dem Zug von Wien bis Neusiedl am See, Bus 871 bis Illmitz

Route: Illmitz - Sandeck - Zicklacke - Unterer- und Oberer Stinkersee (" Hölle") - Althof - Zicksee - Lange Lacke - Darscho (Warmsee) - Illmitz

Schwierigkeiten: Der Radweg kann bei windstillen und milden Verhältnissen - zumindest in Teiletappen - auch leicht von sportlichen Kindern bewältigt werden. Achtung bei starkem Wind bzw. Hitze, dann kann es anstrengend werden.

Einkehr: zahlreich in Illmitz, Podersdorf und Frauenkirchen Karte: Kompass WK 215 "Neusiedler See", 1:50.000

Radverleih: in allen größeren Orten rund um den Neusiedler See. Eine Übersicht über Verleihstationen und weitere Infos unter www.neusiedlersee.com

Grafik: DER STANDARD

Buhlen und Balzen, Summen und Zirpen, Gurren und Zwitschern: Rund um die Salzlacken des Seewinkels findet im Frühling stets ein tosendes Fest der Natur statt. Das beste Fortbewegungsmittel zur Beobachtung ist das Rad, der beste Kurs der Lackenradweg B20. Er führt ohne nennenswerte Steigungen zu allen natürlichen Attraktionen und ist auch raderprobten, älteren Kindern zuzutrauen.

Allein die pusztaartige Landschaft des Seewinkels versetzt in Erstaunen, weil es sie in dieser Form am Rande der Alpen eigentlich nicht geben dürfte: Feuchtwiesen, Sumpfgebiete, eine nur wenig weiter im Westen vollkommen untypische pannonische Vegetation und vor allem die rund 45 Salzlacken prägen das Bild. Damit nicht genug, nisten hier rund 340 Vogelarten, darunter Rohrammern, Blässhühner, Wildgänse, Rohrdommeln, Löffler und mehrere Reiherarten. Man wähnt sich weit weg von allem Bekannten, mit ein wenig Fantasie gar in den Steppen der Mongolei.

Wir starten in Illmitz, wo wir uns unbürokratisch und preiswert Räder ausleihen. Nach einer Aufwärmrunde rund um den Herrensee und das Sandeck (Aussichtswarte) treffen wir auf das erste Salzbiotop, die Zicklacke. Da das salzhaltige Wasser der Steppenseen weder abfließt noch Verbindung zum Grundwasser hat, werden die Gewässer nur bis 50 Zentimeter tief und trocknen im Sommer schnell aus. Zurück bleiben Salzausblühungen, auch "Zick" oder der "Sodaschnee" genannt.

Die Zicklacke ist derzeit ein Vogelparadies: Vor allem im Frühling versammeln sich hier Säbelschnäbler, Seeregenpfeifer und Rotschenkel zur Nahrungssuche. Die Graugänse führen ihre flauschigen Jungen aus, durchziehende Watvögel legen eine Rast ein.

Die Hölle bewahren

Unmittelbar nach der Zicklacke fahren wir zur Hölle. "Hölle" heißt hier eine der sogenannten Bewahrungszonen, ein geschützter, aber passierbarer Bereich mit einigen Salzlacken, Wiesen und einem Schilfgürtel rund um kleine Blänken. An den trockenen Uferbereichen der Lacken zeigen sich bereits erste Sodaschneefelder.

Am Unteren Stinkersee bietet eine Aussichtswarte fantastische Blicke über die Puszta, den Neusiedler See, das Leithagebirge und bis zum Schneeberg. Danach geht es am Oberen Stinkersee vorbei in Richtung Norden. Vor Podersdorf endet das Wasserreich und wird von einer geometrisch gezeichneten Feldlandschaft abgelöst. Zu ebener Erd rollen wir auf einer verkehrsarmen Asphaltstraße dahin, passieren einen Fischteich und machen eine Pause beim Althof, einer Radlerrast bei Frauenkirchen. Erst an den Ufern des Zicksees erreichen wir wieder die ersten größeren Siedlungen.

Flugshow und Feldhamster

Mit der Langen Lacke bei Apetlon, der größten Lacke im Seewinkel, ist schließlich das bekannteste Ziel für radelnde Birdwatcher erreicht. Meist im September findet hier eine spektakuläre, aber ganz natürliche "Flugshow" statt: Grau-, Bläss- und Saatgänse legen dann auf dem Weg von den Tundren in den Süden eine Zwischenlandung ein. Rund ums Wasser fühlen sich zudem Feldhamster, Ziesel und Steppeniltis wohl.

Nicht weniger artenreich ist der Darscho, wie der Warmsee auf Ungarisch heißt. Und ihrem Namen macht die Lacke im Sommer alle Ehre, was bei einer maximalen Wassertiefe von rund 75 Zentimetern und den vielen Sonnenstunden auch kein Wunder ist.

Zurück nach Illmitz geht es nun mit Blick auf den fernen Schneeberg und vorbei an der Heidlacke. (Thomas Rambauske, DER STANDARD, Album, 26.4.2014)