
Die historische Erzbergbahn steht vor der Einstellung. Das Land sieht sich nicht zuständig und zudem budgetär nicht in der Lage, die alte Eisenbahn zu retten.
Graz - Sie ist ein steirisches Kleinod und hält die Erinnerung an die goldenen Zeiten des Bergbaus in dieser von Abwanderung schwer gezeichneten Region um den Erzberg wach. Ein Verein von Liebhabern historischer Eisenbahnen kümmert sich seit Jahren um diese 122 Jahre alte "Erzbergbahn".
Nun aber wird der Betrieb eingestellt. Es hängt an 400.000 Euro für den Ankauf eines wichtigen Teilstückes der Bahn, das die ÖBB loswerden will. Bis Ende April haben die Freunde der Erzbergbahn Zeit, das Geld aufzutreiben. Ansonsten wird die Teilstrecke aufgelassen, ein durchgehender Betrieb würde damit nicht mehr möglich sein. Der Verein sieht sich finanziell aber nicht in der Lage, den Streckenteil zu kaufen, die gesammelten Spenden reichen nicht aus. Hilferufe an die Landesregierung blieben bisher ungehört.
Zuständigkeitsfragen und Bedauern
Im Büro des Tourismuslandesrates und Vizelandeshauptmannes Hermann Schützenhöfer (ÖVP) sieht man sich dafür "nicht zuständig", zudem budgetär nicht in der Lage, die alte Erzbergbahn zu retten.
Auch SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves winkt ab. "Die Einstellung des Betriebes nehmen wir mit Bedauern zur Kenntnis. Nach Prüfung der vorgelegten Unterlagen konnte seitens der zuständigen Abteilung keine Förderempfehlung abgegeben werden - insbesondere da das Betreiberkonzept und die zu erwartenden Folgekosten eine wirtschaftliche Fortführung nicht erwarten lassen", heißt es aus dem Voves-Büro auf Anfrage des STANDARD.
"Ein Stich ins Herz"
Für den Vordernberger Bürgermeister Walter Hubner ist die Einstellung der Bahn "ein Stich ins Herz". Hubner: "Ich verstehe nicht, warum man dieses für die Region so wichtige touristische Projekt einfach fallenlässt. Das ist für uns ein gewaltiger Rückschlag." Auch Grünen-Politiker Lambert Schönleitner erinnert an die "immense touristische Chance", die nun vertan werde. Es böte sich die Möglichkeit, die Erzbergbahn von Vordernberg über den Erzberg, durch den Nationalpark Gesäuse bis zur weltweit größten Klosterbibliothek in Admont zu führen.
Beispiele in der Schweiz oder Italien zeigten, dass derartige historische Bahnen durchaus gewinnbringend touristisch aktiviert werden könnten. "Die Vintschgauer Bahn in Südtirol, die ebenfalls vor dem Aus stand, hat heute drei Millionen Fahrgäste pro Jahr", sagt Schönleitner. Die ausbleibende Landeshilfe sei eine "ungeheure Ignoranz gegenüber den Interessen eines ohnehin wirtschaftlich benachteiligten Gebietes", pflichtet FPÖ-Bundesrat Gerd Krusche bei. (Walter Müller, DER STANDARD, 26.4.2014)