Bruno Kreisky, "Erinnerungen". Hrsg.: Oliver Rathkolb. € 18,- / 504 Seiten. Styria Premium. Wien/Graz/Klagenfurt 2014

Coverfoto: Styria

Alle Jahre wieder ... stellt sich anlässlich des Ersten Mai die Frage, inwiefern die seinerzeit postulierten Werte des Sozialismus mit der Realität der aktuellen Situation der Demokratie und der Lage der Nation übereinstimmen. Um die hehren Ziele der Vergangenheit mit den Utilitarismen der herrschenden Verwaltung in Kontext zu setzen, empfiehlt sich die Lektüre der Memoiren eines wirklichen Visionärs.

Der Historiker Oliver Rathkolb hat "Das Vermächtnis des Jahrhundertpolitikers" Bruno Kreisky gesichtet und das Wesentlichste des originär 1.300 Seiten umfassenden Manuskripts zusammengefasst. 13 Jahre lang leitete Bundeskanzler Bruno Kreisky die Geschicke der Republik Österreich. Er prägte eine Ära, die durch große Reformen Spuren hinterließ.

In einer rasanten Zeitreise führen die Erinnerungen durch das 20. Jahrhundert: vom Zusammenbruch der Monarchie über den Februar '34, via "Anschluss", Emigration, Exil, Holocaust und Staatsvertrag in die Zweite Republik. Man begegnet Willy Brandt, Breschnew, Kissinger, Chruschtschow, Tito, Arafat und Golda Meir.

Deutlich wird, wie untrennbar Kreiskys Leben mit dem Schicksal der österreichischen Demokratie, für deren Wohl er stets mit jeder Faser seines Herzens tätig war, verknüpft war. Als Optimist, als Gerechtigkeitsfanatiker, weltoffener Intellektueller, als Reformer mit Takt, Augenmaß, und pointierter Meinung. (Gregor Auenhammer/DER STANDARD, 26.4.2014)