Wien - "In einem Land, in dem sogar Autofahrerklubs als ÖVP- oder SPÖ-nahe gelten, ist natürlich auch der Schulbereich davon nicht ausgeschlossen", sagt Politologe Peter Filzmaier.

Tatsächlich werden die derzeit rund 1,1 Millionen Schüler Österreichs praktisch ausschließlich von zwei Organisationen vertreten: der Schülerunion (SU) und der Aktion kritischer SchülerInnen (AKS). Während der SU eine Nähe zur ÖVP nachgesagt wird, ist bei der AKS die SPÖ-Mitgliedschaft bereits im Organisationsstatut vermerkt.

Laut Filzmaier hat die Aufspaltung in zwei große Lager mit der politischen Tradition in Österreich zu tun, zudem seien Schülervertretungen auch auf die Unterstützung durch Parteien angewiesen.

Im Gegensatz zur Bundespolitik begegnen einander die beiden Fraktionen in der Schülervertretung aber nicht auf Augenhöhe: Die SU hat sowohl auf Landes- als auch Bundesebene weit mehr Mandate inne (siehe Grafik).

Die Gründe dafür sind vielseitig, vor allem aber scheint die unterschiedliche strategische Ausrichtung der beiden Fraktionen eine Rolle zu spielen: Die Schülerunion bezeichnet sich selbst als Serviceorganisation und weniger als politische Organisation im strengen Sinne. Die AKS hingegen sieht sich als politische Interessenvertretung, die sich auch mit Gesellschaftspolitik abseits der Schule beschäftigt.

Es scheint der SU also offensichtlich besser zu gelingen, sich als unabhängige Organisation zu präsentieren. Laut Filzmaier gibt es zudem möglicherweise auch eine "höhere Organisationsbereitschaft im konservativen Bereich."

Dass sich die schulpolitische Landschaft schon bald ändern wird, davon ist der Politikexperte fest überzeugt: Wie das jahrzehntelang stabile Zwei- bis Drei-Parteien-System zerfallen ist, werde es auch bei den Schülervertretungen künftig zu mehr Vielfalt kommen. (Jakob Pflügl (17), DER STANDARD, 28.4.2014)