Jedes Jahr werden Millionen chirurgischer Eingriffe durchgeführt. Mindestens die Hälfte der Patienten leiden in der Folge unter mittleren bis schweren Schmerzen. Ein gutes Management der Schmerzproblematik nach Operationen ist deshalb ein wichtiges Kriterium der Behandlungsqualität. Frühere Studien zeigten, dass die meisten Patienten ihre Schmerzbehandlung positiv bewerten. Wie genau es zu diesen Bewertungen kommt, war aber bisher unklar und konnte zuvor noch nie anhand umfangreicher internationaler Daten analysiert werden.

Nun hat eine internationale Gruppe mit Forschenden von der Universität Basel sowie aus Israel, den USA und verschiedenen EU-Ländern die Zufriedenheit von Patienten mit ihrer postoperativen Schmerzbehandlung analysiert. Die Studie basiert auf einem multinationalen Datensatz und zeigt, dass Patienten, die aktiv in ihre Schmerzbehandlung einbezogen werden, zufriedener sind. Dabei scheint die Patientenzufriedenheit weniger abhängig von der tatsächlichen Schmerzintensität als von dem Empfinden, eine angemessene Behandlung zu erhalten.

Drei Aspekte zur Patienten-Zufriedenheit

Um den Zufriedenheitsgrad von Patienten aus über 40 Kliniken in 15 Ländern zu untersuchen, verwendete die Forschungsgruppe unter der Leitung von Matthias Schwenkglenks vom Institute of Pharmaceutical Medicine Daten von "PAIN OUT", einem von der EU finanzierten, internationalen Forschungsprojekt. Die Studie basiert auf rund 16.900 Patienten aus drei Kontinenten, die verschiedenste chirurgische Eingriffe durchführen lassen mussten.

Die Datenanalyse identifizierte drei Aspekte, die für die Zufriedenheit der Patienten am wichtigsten zu sein scheinen: das Schmerzerleben, das Einbinden des Patienten in die Behandlung und ein positiver Austausch zwischen Patient und Betreuungspersonal, der z. B. auch eine angemessene Information über verschiedene Möglichkeiten der Schmerzbehandlung umfassen sollte.

"Wir sind die erste Forschungsgruppe, die dieses Thema in einer so gross angelegten Studie untersuchen konnte, eine einzigartige Gelegenheit. Die Ergebnisse waren über alle Kliniken und Länder hinweg sehr konsistent – das war für die Forschungsgruppe eine grosse Überraschung", erklärt Schwenkglenks.

Patienten vermehrt miteinbeziehen

Insgesamt deuten die Resultate darauf hin, dass die Zufriedenheit mit der postoperativen Schmerzbehandlung nicht nur von der tatsächlichen Intensität des Schmerzes abhängt, sondern auch stark von dem Empfinden, adäquate Pflege zu erhalten, beeinflusst wird.

Vor allem scheint die Einbindung der Patienten in Entscheidungen über ihre Behandlung von großer Bedeutung. Laut der Studie sind deshalb Behandlungsansätze, die sich nur auf eine möglichst tiefe Schmerzintensität konzentrieren, verfehlt. Patienten sollten, soweit sie das wünschen, mit ausreichenden Informationen versorgt und in die Entscheidungsfindung über die Schmerztherapie mit einbezogen werden. (red, derStandard.at, 28.4.2014)