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Wjatscheslaw Ponomarew

Foto: AP Photo/Alexander Zemlianichenko

Ein schwarzes Basecap verdeckt die kurz geschorenen grauen Haare, das rot-schwarze Sankt-Georgs-Band, Symbol für die Verbundenheit mit Russland, ziert den grauen Kapuzenpullover des vierschrötigen kleinen Mannes. Jede Geste, jeder Satz deutet auf die militärischen Wurzeln von Wjatscheslaw Ponomarew hin.

"Wer gegen uns ist, wird vernichtet", sagt Ponomarew. Das scheint keine leere Drohung zu sein, wie die mit Folterspuren aufgefundene Leiche eines proukrainischen Lokalpolitikers signalisiert. Der selbst ernannte Bürgermeister von Slawjansk schiebt die Tat auf den "Rechten Sektor". Doch es ist unschwer zu erkennen, dass Ponomarew die völlige Kontrolle über die Stadt übernommen hat, seit er als Kommandeur einer sogenannten Bürgerwehr-Einheit die mit den Separatisten sympathisierende, aber doch nicht völlig loyale Bürgermeisterin Nelli Stepa zur Seite geschoben hat und sie - zu ihrer eigenen Sicherheit, wie er sagt - bewachen lässt.

Ponomarew hat derweil Slawjansk konsequent zu einer Art Festung ausgebaut. Rund um die Stadt sind Sperrposten postiert, die, von mobilen Einheiten bewacht, alle Angriffe abwehren sollen. Etwa 40 Personen, darunter auch internationale Militärbeobachter, hat er Schätzungen zufolge inzwischen als "Kriegsgefangene" festgesetzt.

Über seine Vergangenheit spricht der 49-Jährige nicht gern. Immerhin ist bekannt, dass er vor dem "Krieg" zuletzt Direktor einer Seifenfabrik in der Stadt war. Davor war es eine Textilfabrik, und in den 1990ern soll er Autos aus Russland in die Ukraine überführt haben.

Zu Sowjetzeiten diente er bei den Streitkräften. Er habe an verschiedenen Spezialeinsätzen teilgenommen, sagte er auf einer Pressekonferenz, doch Details wollte er nicht preisgeben. "Gott sei Dank" gebe es nicht so viele Informationen über ihn, fügte er hinzu.

Wenn seine Vergangenheit auch dunkel ist, zu seinen Zukunftsplänen macht er klare Aussagen. Seine Heimatstadt will er zu einem Teil Russlands machen - ohne Kompromisse. Verhandlungen mit Kiew lehnt er ab, ebenso die Teilnahme der Ostukraine an den geplanten Präsidentenwahlen. Er spricht von Krieg, drei Jahre könne dieser dauern. "Zuerst werden wir den Osten und Südosten abtrennen. Dann werfen wir diese Idioten aus Kiew raus und marschieren bis Lwow (Lwiw/ Lemberg)", sagt er. Er meint es ernst. Leere Drohungen sind nicht Ponomarews Stil. (André Ballin, DER STANDARD, 29.4.2014)