Eigentlich ist die dank Elke Lichteneggers abfälliger Äußerung über heimische Popmusik auf Ö3 wieder einmal akut gewordene Diskussion über eine "Österreicherquote" im Radio überflüssig. Wenn es keine gibt, wird alles so bleiben, wie es ist. Punkt. Man kann sich das ja beim Pro und Contra zur Frauenquote seit Jahrzehnten anschauen.

Ö3 hat aber ein ganz anderes Problem: Schaut man sich das Konsumverhalten jüngerer Menschen unter 30 an, muss sich der gesamte ORF warm anziehen. Das Internet erspart nicht nur lästige Zwischenmoderationen, sondern auch das Ertragen der immergleichen 50 allergrößten Supertophits aller Zeiten. Der Zug ist mit identitätslosem Formatradio, das seit seiner Einführung vor 20 Jahren zwischen Hamburg und Bruck an der Leitha exakt gleich unerheblich und austauschbar klingt, sowieso abgefahren. Neues findet nur in Spurenelementen statt. Der Mensch erträgt Veränderungen offenbar nur in kleinsten Dosen.

Auch im Fernsehen wird nach der zigsten Columbo-Wiederholung und Andy Borg als fröhlichem Erbschleicher die letzte slowakische Pflegeschwester in absehbarer Zeit das Empfangsgerät ausschalten. Dann ist das alte Stammpublikum weggestorben. Die Jungen wohnen längst im Wunschkonzert von Youtube und Spotify. Eine Anmerkung noch: Junge Musiker, die auf Ö3 gespielt werden wollen, sollten gleich aufgeben - oder zumindest ihren Brotjob behalten. Wake me up before you go-go. (Christian Schachinger, DER STANDARD, 29.4.2014)