Die Mondviole ist ein wichtiger Nahrungslieferant für die brummenden Rüsselflieger.

Illustration: Dennis Eriksson

Ein Name wie das Gefühl, das beim Gurgeln mit geschmolzener Butter entsteht: Mondviole. "Mondviole, wisse dich angebetet, Mondviole, sei verehrt und mit Opfergaben bedacht. Denn du, oh Mondviole, verdienst es dir wie kaum eine andere Pflanze in abgesteckten Pflanzenkäfigen. Deine Pracht ist prächtiger, deine Bedürfnisse sind geringer, und deine Metamorphose atemberaubender als bei den üblichen Wuchsbegleitern."

So fasste der zu Unrecht vergessene irische Blumenpoet Alan B. Trunken seine Ode an die Mondviole in Worte. Aber selbst der wissenschaftliche Name ist nicht weniger lautmalerisch: Lunaria annua. Auch als Silberblatt bekannt, gehört die Mondviole eindeutig zu den dankbarsten nichtschmeckenden Brassicaceen. Aber warum diese Verehrung eines mit Karfiol, Weiß- oder Rotkraut verwandten Kreuzblütlers? Dafür gibt es viele gute Gründe.

Ein Pionier, der bleibt

Nummer eins, sie kommt einfach, man braucht sie nicht zu bitten. Als Ruderalpflanze und Pionier schleicht sie sich in Gärten ein, und ist das Substrat ausreichend fett, bleibt sie auch.

Nummer zwei, sie braucht keine Pflege: Bereits mit der Schneeschmelze treiben die Samen aus, und schon bald schieben sich métalliségrüne Blätter gen Mond. Tiefes, schillerndes Grün, das der Seele nach dem Grauweiß des Winters so guttut.

Nummer drei, sie blüht prächtig in einem Violett, das jedem Rapidler die Schamesgrüne ins Gesicht steigen lässt. Dunkles, verträumtes Violett mit kräftigem Rotanteil, das erhaben in trichterförmigen Blüten mit breiter Landebahn für bestäubende Insekten, speziell Falter und anderer Langrüssler, über den aktuell blühenden Tulpen und Narzissen steht. Die Mondviole ist ein wichtiger Nahrungslieferant für die brummenden Rüsselflieger, schon deshalb sollte man sie pflegen.

Silberschimmer im Garten

Vorteil Nummer vier, sie verändert ihr Aussehen nach dem Verblühen. Aus einer violett-grünen Pflanze wird ein weiß-silbern schillerndes Gartengesteck, das sich verdammt gut in Gräserbeeten, in Rosennähe und vor oder zwischen Rabatten macht.

Im Zuge der Samenbildung entstehen nahezu kreisrunde, flache Schoten, silbrig glitzernd, welche die Samen in sich bergen. Diese Fruchtstände sind ausdauernd und stehen bis tief in den Herbst in den Beeten und sorgen dort für herrliche Blitzlichter.

Bevor der Boden friert, sollte man sich daranmachen, die noch nicht geöffneten, knisternd trockenen Fruchtstände aufzubrechen, zu zerbröseln und dabei die Samen dem Wind preiszugeben. Sie verteilen sich ohne weitere Hilfe im Garten und sorgen so für eine immer wiederkehrende Pracht zwischen April und November. (Grgor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 2.5.2014)