Das Wiener Dorotheum.

Foto: Dorotheum

Das Sotheby’s Headquarter in London.

Foto: Sotheby’s

Wien/London - Der Fortbestand der Sammlung sei ebenso wie die Finanzierung ("für die nächsten Jahre") und Weiterführung des Museums (" in vollem Umfang wie bisher") gesichert, verlautbarte Karlheinz Essl noch Anfang April, nachdem die Republik seinen Verkaufsavancen widerstanden hatte. Als Draufgabe gewährte er für "mein zweites Kind Baumax" eine Standortgarantie in Österreich.

Ungeachtet dieser rosaroten Prognose liefen die Verhandlungen um den aus Gläubigersicht letzten Vermögenswert weiter, wie der STANDARD berichtete.

Zwischenzeitlich soll es mehrere konkrete Interessenten aus dem In- und Ausland geben und nimmt ein Alternativplan Gestalt an: Erwerb der kompletten Kollektion durch einen Privatinvestor, der - ginge es nach Essl - als Variante A den Museumsbetrieb für einige Jahre garantiert, oder in der Variante B die Sammlung sukzessive - und je später, desto lukrativer - zu filetieren beginnt.

Eine der relevanten Klippen bei Variante A: die künftigen Betriebs- und Personalkosten in siebenstelliger Höhe jährlich, die zusätzlich zum Kaufpreis der Sammlung anfallen würden.

130 Idealmillionen

Der Buchwert von 86 Millionen Euro für die 4900 Kunstwerke wird dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen, da Essls Ankäufe rückblickend sowohl über als auch unter oder zum gegenwärtigen Marktwert erfolgten.

130 Millionen Euro dürften jene Größenordnung sein, die zumindest die Gläubiger zufriedenstellen könnte. Diese haben ihrerseits nun - ergänzend zu den Analysen des Essl-Gutachters Otto-Hans Ressler - Gutachten beauftragt. Konkret wird Sotheby's (London) die internationalen Kaliber (1700 Kunstwerke) unter die Lupe nehmen und das Dorotheum (Wien) die verbleibenden 3200 Werke österreichischer Künstler.

Die genannten Auktionshäuser wollten dies auf Standard-Anfrage nicht kommentieren, Dementis blieben jedoch ebenfalls aus. Beide Unternehmen haben nicht nur entsprechende Expertise, sondern theoretisch auch die personellen Ressourcen, wiewohl es deren Kapazitäten über Wochen binden würde. Allerdings scheint der Zeitdruck enorm zu sein. Dem Vernehmen nach hoffen die Gläubiger innerhalb nicht einmal eines Monats auf Ergebnisse. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD, 30.4.2014)