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Paris/Fairfield - Der französische Industriekonzern Alstom hat vom US-Konkurrenten General Electric (GE) ein Übernahmeangebot über 12,35 Milliarden Euro für seine Energietechniksparte erhalten. Einem Zeitungsbericht zufolge hieß es am Dienstag, Alstom habe die Offerte von GE angenommen. Der Verwaltungsrat habe dem verbindlichen und durchfinanzierten Angebot auf seiner Sitzung am Dienstagabend zugestimmt, berichtete die Zeitung "Le Figaro".

Siemens könnte nun nachziehen. Voraussetzung dafür sei aber, dass Alstom seine Bücher öffne, und das Management für Gespräche bereitstehe. Die französische Politik würde offenbar eine Siemens-Offerte bevorzugen. Alstom-Chef Patrick Kron dagegen bevorzugt das Angebot von GE.

Siemens zeigt sich enttäuscht

Der Siemens-Konzern hat sich unterdessen unzufrieden über den Umgang von Alstom mit seinem Übernahmeangebot geäußert. "Leider haben wir keine Antwort auf unseren Brief vom 26. April erhalten", heißt es in einem Schreiben von Siemens an Alstom.

"Wir sind besonders enttäuscht von der mangelnden Kooperation des Vorstandschefs" Patrick Kron - dieser sei an einem "direkten Dialog" über das mögliche Geschäft nicht interessiert gewesen.

Börsenaufsicht

Die Regierung in Paris hat die Börsenaufsicht eingeschaltet, um sicherzustellen, dass das Alstom-Management die Angebote gleichbehandelt. Sie befürchtet den Abbau von Arbeitsplätzen in Frankreich und einen Ausverkauf beim Hersteller des prestigeträchtigen Hochgeschwindigkeitszuges TGV. Alstom beschäftigt 18.000 Menschen in Frankreich.

Der Politik schwebt ein europäischer Champion aus Siemens und Alstom in der Energieversorgung vor; gäbe Siemens sein ICE-Geschäft im Tausch an die Franzosen, könnte ein weiterer wichtiger europäischer Konzern entstehen. Analysten befürchten allerdings Schwierigkeiten mit den Kartellbehörden angesichts der Größe der neuen Unternehmen.

Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg hatte Alstom-Chef Kron vor Kurzem öffentlich wegen seines Vorgehens gescholten und angekündigt, die Regierung beabsichtige, die Interessen des Landes zu verteidigen. Die französische Politik bringt sich traditionell bei Wirtschaftsfragen stark ein und stellt nationale Interessen in den Mittelpunkt. Alstom musste zudem bereits einmal von der Regierung gerettet werden. Schon vor zehn Jahren hatte Siemens Interesse, aber Kron und der damalige Finanzminister Nicolas Sarkozy lehnten ab.

Sowohl Kaeser als auch GE-Lenker Jeffrey Immelt hatten am Montag bei Staatspräsident Francois Hollande persönlich für ihre Pläne getrommelt. Immelt versuchte Bedenken auszuräumen, wie eine Person mit Kenntnis über den Inhalt der Gespräche sagte, und verwies auf eine gelungene franko-amerikanische Kooperation: den Triebwerksbauer CFM, der in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen feiert. Auch Siemens kann solch ein Beispiel anführen. Die Münchner verkauften vor ein paar Jahren ihre IT-Sparte an den französischen Dienstleister Atos. (APA, 30.4.2014)