Noch hat Alexander Pereira sein Mailänder Amt nicht angetreten, schon werden Nachfolge-Kandidaten in Position gebracht. Die Hyperventilation, mit der Italiens Politiker quer über alle Parteidifferenzen hinweg auf dessen Opern-Großeinkauf für die Scala reagieren, ist befremdlich. Vier erstklassige Produktionen um insgesamt 690.000 Euro, zwei weitere in Aussicht: Man sollte meinen, vom Kulturminister bis zum Mailänder Bürgermeister wären alle beglückt über dieses "Schnäppchen". Wenn, dann könnten höchstens die Festspiele mosern, weil Salzburger Oper-Haute-Couture so günstig nach Mailand ging.

Der Vorwurf, Pereira habe den Deal als technischer Konsulent der Scala und nicht als deren Intendant getätigt, klingt eher nach gut getimter Intrige denn nach hehrer Sorge um die Kunst. Wann, wenn nicht sofort ab Ernennung, soll er sich um Spiel- und Budgetpläne kümmern? Selbst Salzburgs Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, bekanntlich kein Pereira-Fan, erklärte, sein Vorgehen entspräche "dem Theatergebrauch der ganzen Welt".

Doch wie in Salzburg wird Pereira nun offenbar auch in Mailand just für jenes Talent geprügelt, dessentwegen man ihn ursprünglich wollte: mit Sponsoren- und Kooperationsgeldern kunstvoll zu jonglieren. Offenbar setzt man auf Pereiras freiwilligen Rückzug. Aber die italienischen Politiker von Mitte-links bis Lega Nord übersehen: Er hat seine Nerven im austriakischen Intrigantenstadel gestählt. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 30.4.2014)