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Der britische Schauspieler Bob Hoskins ist 71-jährig gestorben.

Foto: Reuters/FABRIZIO BENSCH

London - Der Name Charles Grindley, genannt "Knocker", lässt schon erkennen, was es mit dieser Figur auf sich haben dürfte: ein Mann, der sich mit Subtilitäten nicht aufhält. In der britischen TV-Serie Villains bekam Bob Hoskins Anfang der 1970er-Jahre eine seiner ersten Rollen, eben diesen Grindley, einen sexbesessenen Übeltäter. Eine Nebenrolle, genau genommen, aber als die Serie viele Jahre später auf DVD veröffentlicht wurde, war Hoskins auf dem Cover. Denn er hatte danach Karriere gemacht, so erfolgreich, dass er schließlich sogar in Amerika ein großer Name geworden war.

In Robert Zemeckis' halbem Animationsfilm Who Framed Roger Rabbit spielte er 1988 einen Privatdetektiv, der mit einem Zeichentrickhasen einen Fall lösen soll, obwohl er auf die Toons nicht gut zu sprechen ist. Auch wenn die Figur des Eddie Valiant viele Klischees aus Filmen der Schwarzen Serie aufgreift, steckt doch auch eine ganze Menge der Starpersona von Hoskins drin. Seine vierschrötige Physis, seine gedrungene Gestalt, seine Disposition für die zweite Reihe.

Er war kein geborener Hauptdarsteller, das kann man gerade auch an dem Film ersehen, mit dem er 1986 breitere Bekanntheit erlangte. In Neil Jordans Mona Lisa spielte er einen Haftentlassenen, der Fahrer einer Nobelprostituierten wird. Sieht man einmal von den grotesken Brillen ab, die er hier tragen musste, gab ihm die Rolle Gelegenheit, sich doppelt zu profilieren: neben der attraktiven Cathy Tyson als romantischer Underdog und neben dem schneidend selbstgewissen Michael Caine als Gentleman aus der Gosse.

Es war der genreübergreifende Erfolg von Mona Lisa, der aus Hoskins, der auch davor schon als Gangster- und Charakterdarsteller (The Long Good Friday, 1980) bekannt gewesen war, einen internationalen Star machte. Die britische Schule etwa in TV-Filmen von Dennis Potter (Pennies from Heaven) war es, die ihn für andere Rollen als nur die von "heavies" disponierte. In Atom Egoyans Felicias's Journey (1999) zeigte er eine seiner nuanciertesten Figuren.

1990 führte er selbst Regie. Mit niederländischem Geld drehte er The Raggedy Rawney, eine eigenwillige Geschichte, in der sich ein Junge im Zweiten Weltkrieg einer Gruppe fahrender Roma anschließt. Die eigene Familiengeschichte hatte Hoskins inspiriert. Seine Mutter entstammte dem Volk der Roma, seine Oma weckte mit Geschichten seine Imagination. Hoskins wurde 1942 in Suffolk geboren, er war zweimal verheiratet, zwischen 1968 und 1986 kamen vier Kinder von ihm zur Welt. Vor zwei Jahren hatte er wegen einer Parkinson-Erkrankung die Karriere offiziell beendet. Am Mittwoch starb er 71-jährig an den Folgen einer Lungenentzündung. (Bert Rebhandl, DER STANDARD, 2.5.2014)