"Schlecht braucht sich dabei niemand zu fühlen", sagt Initiatorin Tina Widmann. "Die Kunden helfen durch das Abholen der Waren mit, dass viele Lebensmittel und andere Gebrauchsgegenstände noch sinnvoll verwertet anstatt entsorgt werden."

 

Foto: Rollende Herzen

Salzburg – "Verteilen statt wegwerfen" ist die Devise der Initiative Rollende Herzen, die seit Oktober 2013 im gesamten Pinzgau Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Die freiwilligen Helfer holen Lebensmittel ab, die Supermärkte wegwerfen müssten oder jemand zu viel zu Hause hat, und bringen sie zu Menschen, die sie dringend brauchen können.

"Das Thema Foodsharing ist in aller Munde, wir gehen einen Schritt weiter: Wir haben nicht nur die Plattform, sondern übernehmen auch die Lieferung", sagt die Initiatorin Tina Widmann. Einmal im Monat hält der alte VW-Bus der Rollenden Herzen in jeder der 28 Pinzgauer Gemeinden. Armutsgefährdete und sozial bedürftige Menschen können zum Bus kommen und gratis eine Einkaufstasche mit Lebensmitteln befüllen.

Mobiler Verteildienst im Pinzgau

Unter den rund 500 Kunden würden sich sehr viele Mindestpensionistinnen befinden, erklärt Widmann. Mit ein Grund, warum der mobile Service so wichtig sei. "Die Pensionistinnen sind meist nicht mobil, und wenn ein Gau so weitläufig ist, ist es unbedingt notwendig, mobil zu den Menschen zu kommen", sagt die ehemalige ÖVP-Landesrätin.

Aber auch psychisch oder körperlich kranke Menschen, Arbeitslose, Alleinerzieherinnen und Großfamilien nutzen das Angebot der Initiative. "Schlecht braucht sich dabei niemand zu fühlen, denn unsere Kunden helfen durch das Abholen der Waren mit, dass viele Lebensmittel und andere Gebrauchsgegenstände noch sinnvoll verwertet anstatt entsorgt werden", betont Widmann.

"Manche Leute stricken für uns"

Die Waren werden einmal wöchentlich bei Partnerunternehmen und privaten Spendern abgeholt. Widmann konnte die großen Supermarktketten Rewe und Spar für das Projekt gewinnen, und auch kleinere Firmen und Hersteller beteiligen sich an der Aktion. Das Angebot ist nicht auf Lebensmittel beschränkt, auch Gebrauchsgegenstände werden verteilt. "Wir bekommen auch Spielsachen, Bücher, Windeln, Haushaltsgeräte und Kleidung. Manche Leute stricken sogar für uns", sagt Widmann.

Hauslieferung für nicht mehr mobile Menschen

Jede Woche werden sieben Gemeinden angefahren, so ergibt sich eine monatliche Lieferung für jede Gemeinde. Zusätzlich kommen jede Woche noch Hauszustellungen hinzu für Menschen, die nicht mehr mobil sind. Bei großen Warenmengen wird auch in sozialen Institutionen wie der Notschlafstelle in Zell am See, im Frauenhaus, Asylheim oder bei Pro Mente verteilt.

Auch Jugendliche werden in das Projekt eingebunden. Bisher konnten fünf Ausbildungsabbrecher in Zusammenarbeit mit "Die Chance Pinzgau" Übungspraktika bei den Rollenden Herzen absolvieren. In Kooperation mit dem Verein Neustart haben Jugendliche auch die Möglichkeit, im Rahmen der Diversion verhängte Sozialstunden bei dem Projekt abzuleisten.

Ab Mitte Mai können auch bedürftige Menschen im Pongau das Angebot der Rollenden Herzen in Anspruch nehmen. Der ehemalige ORF-Journalist Herbert Gschwendtner wird die Koordination übernehmen und hat schon einige freiwillige Helfer gefunden. (Stefanie Ruep, derStandard.at, 30.4.2014)