Schön, aber teuer: Im Schatten des Linzer Pöstlingbergs sind die Wohnkosten hoch.

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Im Speckgürtel von Linz und Wien sind die meisten Großverdiener zu Hause. Das heißt aber nicht, dass auch die Gemeinden in Geld schwimmen. In Puchenau bei Linz fehlen Betriebsansiedlungen, dabei ist die Lage eigentlich perfekt. Nur wenige Kilometer von Linz entfernt, westlich von Oberösterreichs Landeshauptstadt, dort wo die dicke Luft von Voest und Chemiepark nicht hinzieht. Und nur einige Kilometer den sogenannten Saurüssel hinauf und schon ist man im Mühviertel.

So wundert es Bürgermeister Gerald Schimböck (ÖVP) nicht, dass sein Puchenau laut integrierter Lohn- und Einkommensteuerstatistik zu jenen Orten in Österreich gehört, in der mit die meisten Großverdiener wohnen. Wegen der Attrativität der Wohngegend nimmt man sogar den morgendlichen Stau nach Linz in Kauf. Nach Gemeinden im Wiener Speckgürtel folgt bereits auf Platz vier Puchenau mit einem Medianeinkommen von mehr als 26.000 Euro. 18 Prozent verdienen mehr als 50.000 Euro. (Anm.: Bei Menschen, die nur lohnsteuerpflichtig sind, ist der "adaptierte Bruttobezug" in die Statistik eingeflossen, das ist der Jahresbruttobezug abzüglich der Sozialversicherungsbeiträge.)

Doch Schimböck sieht die Situation nicht ganz so rosig: "Sie ist leider konträr." Denn auch wenn Puchenau als Wohnort sehr begehrt sei (in den letzten 50 Jahren hat sich die Einwohnerzahl auf 4428 vervierfacht), fehle es an Betriebsansiedlungen. Bis vor zwei Jahren war die Gemeinde eine Abgangsgemeinde. Erst jetzt seien die Ertragsanteile wieder im Steigen, erklärt der Bürgermeister.
Außerdem vertreiben die hohen Wohnkosten junge Familien aus Puchenau. Im Zentrum kostet derzeit ein Quadratmeter Grund zwischen 200 und 300 Euro, unterhalb des Pöstlingbergs zwischen 400 und 500 Euro.  Schon wegen der demographischen Entwicklung müsse die Gemeinde schauen, junge Leute nach Puchenau zu holen. Dazu brauche es mehr günstigen Wohnraum. Entsprechendes Bauerwartungsland gebe es jedenfalls, sagt Schimböck.

Gießhübl in Niederösterreich  wiederum ist für viele Einwohner nicht mehr als ein Schlafort – diesen Befund hat Bürgermeisterin Michaela Vogl (ÖVP) schon mehrfach geäußert. In dem 2214-Einwohner-Ort im Bezirk Mödling gehen aber ganz besonders zahlungskräftige Menschen schlafen: Die Gemeinde weist mit fast 30.000 Euro das höchste Medianeinkommen Österreichs auf und mit über 46.000 Euro das zweithöchste Durchschnittseinkommen. Mehr als die Gießhübler verdienen damit nur die Bewohner der Inneren Stadt in Wien. Ihr Lebensmittelpunkt liegt aber vor allem in der nahen Bundeshauptstadt, wo die Gießhübler in der Regel zum Arbeiten hinpendeln. Dabei verdient nur ein Viertel von ihnen  unter 15.000 Euro, und ein anderes Viertel der Einwohner darf sich über mehr als 50.000 Euro Einkommen im Jahr freuen.

Von den dicken Geldbörsen ihrer Bürger hat die Gemeindekasse aber wenig, auch wenn sich die Zahl der Gießhübler in den letzten 40 Jahren verdoppelt hat.  In den letzten Jahren brauchte Gießhübl immer wieder Geld vom Land (sogenannte Bedarfszuweisungen), um größere Projekte verwirklichen zu können. (ker, spri)

Eine der österreichischen Gemeinden mit dem niedrigsten mittleren Einkommen liegt in Deutschland – und auch ansonsten ist die Tiroler Exklave Jungholz, die nur an ihrem südlichsten Punkt mit Restösterreich verbunden ist, ungewöhnlich. Denn bis vor zehn Jahren, erzählt Bürgermeister Bernhard Eggel (ÖVP), habe man noch zu den wohlhabendsten Gegenden gehört: "Durch die besondere Lage galt Jungholz als das österreichische Liechtenstein."

Doch durch die EU-Vorschriften seien die Bankgeschäfte eingebrochen. Deshalb habe man heute statt 100 nur noch etwa 30 Bankangestellte, im Juni muss wieder eine Filiale zusperren.
Jungholz ist übrigens in noch einer Statistik Spitzenreiter: Es ist die Gemeinde mit dem höchsten Ausländeranteil. "Fast in jedem Haushalt lebt ein Deutscher", sagt Eggel. Die Kinder gehen im Allgäu zur Schule, auch die meisten Erwachsenen arbeiten dort. Früher war die Deutsche Mark gar offizielles Zahlungsmittel. Dennoch galt immer österreichisches Recht. (mika)

Aus Salzburger Sicht stechen besonders die Nachbargemeinden Tweng und Untertauern aufgrund der niedrigen Einkommen der Bevölkerung hervor. Das Medianeinkommen in Untertauern liegt mit unter 10.000 Euro im Jahr bei den niedrigsten in ganz Österreich, auch Tweng ist mit knapp 12.000 Euro bei den Salzburger Gemeinden mit dem niedrigsten Medianeinkommen. Trotzdem zählen beide Gemeinden immer wieder zu den reichsten, wenn es nach Gemeindeeinahmen pro Kopf geht. Untertauerns Bürgermeister Johann Habersatter (SPÖ) erklärt das mit der Haupteinnahmequelle der beiden Gemeinden, dem Tourismus. Der Winterskiort Obertauern liegt zu etwa gleichen Teilen auf dem Gemeindegebiet von Untertauern und Tweng.

Auch in Tweng erklärt Amtsleiter Franz Wieland die Zahlen durch den ausgeprägten Tourismus, die geringe Einwohnerzahl und viele Saisonarbeiter mit Hauptwohnsitz. In Untertauern steigt die Bevölkerung der Wintersaison um rund 1000 Menschen auf 1400, in Tweng um rund 700 Menschen. (ruep)

Eine der ärmsten Regionen Österreichs ist das Südburgenland, und dort ist Neuhaus am Klausenbach mit einem Durchschnitteinkommen von knapp 16.000 Euro pro Jahr die ärmste Gemeinde. Ein Viertel aller Neuhauser – die in den Ortsteilen Bonisdorf, Kalch, Krottendorf  und eben Neuhaus – muss von weniger als 10.000 Euro leben, hier im letzten Zipfel des Burgenlandes, im Dreiländereck zwischen Ungarn und Slowenien. Einen schönen, grenzüberschreitenden Naturpark gibt es hier: Raab-Örség-Goricko. "Ja", wird ÖVP-Bürgermeister Helmut Sampt beinahe sarkastisch, "wenn Leute her kommen, sagen sie: So schön, wie in der Toskana."

Die ökonomische Disparität zu anderen Regionen auch des Burgenlandes hat viele Wurzeln. Helmut Sampt nennt zwei: Infrastruktur und Geld. "Es muss endlich die lange schon geplante S7 kommen, die Anbindung an die Südautobahn, sonst siedeln sich hier ja keine Firmen an. Der Industriepark in Heiligenkreuz steht ja halb leer." Und dann: "Im Finanzausgleich ist jeder Wiener 1300 Euro wert. Ein Burgenländer dagegen nur 500 Euro." (wei) 

Am 1. Jänner 2015 wird sich der Gemeinderat des 200-Einwohner-Dorfes Kloster im steirischen Bezirk Deutschlandsberg selbst ausschalten. Bis zur Gemeinderatswahl danach wird ein Regierungskommissär übernehmen. Denn Kloster, das mit knapp 13.000 Euro eines der niedrigsten Medianeinkommen der Steiermark hat, wird mit Deutschlandsberg, Bad Gams, Freiland, Trahütten und Osterwitz fusioniert. Der Bürgermeister von Kloster, Franz Farmer (SPÖ), gehört nicht zu den rebellischen Ortschefs: "Es hilft ja nichts", sagt er. Er und die Bürgermeister von Bad Gams und Deutschlandsberg meldeten sich freiwillig zur Sechserfusion, die anderen wurden vom Land gezwungen.
Durch die Fusion werde man über 10.000 Einwohner haben und damit besser bei den Bedarfszuweisungen des Bundes abschneiden, argumentiert Farmer. Warum die Einkommen in seiner Gemeinde so niedrig sind – rund 46 Prozent der Bewohner haben weniger als 13.000 Euro im Jahr – ist für Farmer schnell erklärt: "Wir sind eine sehr überalterte Gemeinde. Die Jungen gehen weg." (cms)