Wer all die österreichische Musik vermisst, die Ö3 heute nicht mehr spielt, der begebe sich am Montag in das Leopoldstädter Kellerlokal Bricks. Dort ist nämlich - und das schon seit Jahren - immer am ersten Montag des Monats mit Beharrlichkeit die Klubschiene H.o.s.s.a. - Zärtlicher Schlagerabend beheimatet. Hier spielt es nicht nur jene Schnulzenmusik, die Gerd Bacher bereits 1968 hochkant aus dem Sendeschema entfernte. Fixpunkt ist dort auch der Austropop - dessen Eliminierung aus dem Ö3-Programm zugunsten der Erfordernisse eines Formatradios nach internationalem Kommerzvorbild vielerorts als Erlösung empfunden wurde. Bis auf jene Handvoll Künstler und Musikmanager, denen dann nur noch das Lokalradio blieb.

Wer jetzt also eine Österreicherquote auf Ö3 fordert, weil es derzeit eine große Bandbreite hochqualitativer heimischer Popmusik gibt, der muss sich der Gefahr bewusst sein, all das Verbannte wieder reinzuholen. Die redaktionelle Auswahl hinsichtlich junger Künstler aus Österreich geht ja eher daneben, sodass diese Musik in 25 Jahren höchstens als Soundtrack für Trashpartys an Montagen in einem Kellerklub taugt. Für die Schnulzen und Schlager sind im Bricks übrigens DJ Elk und Gottried P. verantwortlich. (lux, DER STANDARD, 2.5.2014)