"Clear History" auf HBO.

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Wenn Jon Hamm als Don Draper bei Mad Men – New York in den 1960ern – eine Werbeidee präsentiert, erntet er von anwesenden Kunden wie Kollegen für gewöhnlich ehrfürchtiges Staunen.

Als Will Haney - San José, Kalifornien, 2003 - erntet Jon Hamm mit der Marketingidee für ein Elektroauto namens "Howard" anfangs Spontanapplaus. Als dieser verebbt, meldet sich Kollege Nathan Flomm zu Wort: "Ich habe ein echtes Problem mit diesem Namen." Andere Zeiten, andere Konflikte. Aber vor allem: Als die New Yorker vor 50 Jahren Werbung spielten, steckte die Idee der Marktkommunikation noch in den Kinderschuhen. Jetzt ist sie ein alter Hut, und alles tanzt nach ihrer Pfeife.

Nur einer nicht: Der Neinsager vom Dienst Larry David macht sich ans Werk, die Gralstätten von Werbung und Marketing zu entweihen. Im HBO-Film "Clear History" (auf DVD und Freitag, 2.5., 20.15 Uhr auf HBO) lehrt er die Jünger der Marketingstrategen das Fürchten.

Nathan, der sich mit verfilzter Mähne und Rauschebart auch optisch von der Branche unterscheidet, würde das Auto übrigens "pee car" nennen, zu Deutsch: "Pinkelauto". Es läuft einiges aus dem Ruder in der Welt der verkaufsfördernden Maßnahmen.

Wie bei "Curb Your Enthusiasm" setzt David auf Improvisationskomik. Alle Darsteller bekommen eine ungefähre Information über den Handlungsfortlauf, der Rest beruht auf spontanen Einfällen. Das Neinsagen ist sicherer Zuruf und fordert die Akteure heraus. David hat damit seine Erfahrung, und setzt sie zielsicher ein. Dass mit dem Konzept eine Comedy in Spielfilmlänge funktioniert, beweist die Meisterschaft des US-Komödianten. Daumen hoch für "pee car". (Doris Priesching, DER STANDARD, 2.5.2014)