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Nuhiu: "Ich war immer ein wichtiger Spieler, habe aber zu wenig getroffen. Manchmal war es Unvermögen, manchmal Pech. Jetzt sieht die Statistik besser aus."

Foto: APA/ ANDREAS PESSENLEHNER

Wien/Sheffield - Der Traum von der Insel kam nicht von ungefähr. "Seitdem ich 2010 mit Rapid gegen Aston Villa gespielt habe, war es mein Wunsch, in England zu spielen", sagt Atdhe Nuhiu. Damals traf der Stürmer in der Europa League zweimal gegen den Traditionsverein aus der Premier League. Im Rückspiel war auswärts vor 30.000 Zusehern gar der überraschende Aufstieg fixiert worden. Die spezielle Atmosphäre im Villa Park von Birmingham hinterließ bei Nuhiu nachhaltigen Eindruck. Mittlerweile ist er, und das hätten ihm nicht viele zugetraut, über den Umweg Türkei tatsächlich im englischen Fußball angekommen. In der zweithöchsten Spielklasse kickt der 24-Jährige für Sheffield Wednesday. Und das durchaus erfolgreich.

In kürzester Zeit hat sich der Österreicher in Sheffield als Stammkraft etabliert, nur drei Spieler der "Owls" wurden in dieser Saison häufiger eingesetzt. Lokale Zeitungen loben sein großes Kämpferherz. "Meine Art, Fußball zu spielen, kommt hier gut an, ich gebe keinen Ball auf", sagt der fast zwei Meter große Sturmtank.

Ein starker April

Zuletzt glänzte Nuhiu nicht nur mit Einsatz, sondern auch mit Toren. Vier seiner acht Saisontreffer erzielte der Legionär im April, zwei Vorlagen rundeten den Monat ab. "Ich war immer ein wichtiger Spieler, habe aber zu wenig getroffen. Manchmal war es Unvermögen, manchmal Pech. Jetzt sieht die Statistik besser aus."

Wenn Nuhiu von der Liga und insbesondere der britischen Fankultur spricht, gerät er augenblicklich ins Schwärmen. Kein Wunder, sein Verein trägt die Heimspiele im Hillsborough Stadium vor mehr als 20.000 Fans aus. Diese Atmosphäre "muss man erlebt haben". Sportlich sei die Championship hart umkämpft, "die Hälfte der Teams hat das Potenzial, in der Premier League zu spielen".

Für Wednesday heißt es in puncto Aufstieg allerdings warten, der verschlafene Saisonstart war nicht mehr wettzumachen. Erst als Trainer Stuart Gray im Dezember die Mannschaft von Dave Jones auf einem Abstiegsplatz übernahm, kamen die Blau-Weißen auf die Erfolgsspur. Mittlerweile steht man im sicheren Tabellenmittelfeld: "Seit dem Trainerwechsel wächst etwas heran, jetzt ziehen alle an einem Strang. Davor hat es nicht so funktioniert."

Das Jahr im türkischen Oberhaus möchte Nuhiu trotz fehlender Erfolgserlebnisse nicht missen: "Eskisehirspor hat mich zu einem besseren Fußballer gemacht." Nuhiu traf in Anatolien auf Filigrantechniker wie den Ex-Dortmunder Dede, es sei eine Schule in Sachen Ballbehandlung gewesen. Dass sein Stammverein Rapid die Option auf eine Vertragsverlängerung nach Ende der Leihe nicht zog, erwies sich letztlich als Glücksfall, Nuhiu konnte ablösefrei nach England wechseln. Dort geht es traditionell härter zur Sache: "Nicht jeder kann englischen Fußball spielen, hat man mir gesagt. Und das stimmt auch so." Auf ein körperbetontes Kick and Rush will Nuhiu die Championship trotzdem nicht reduzieren: "Hier laufen Spieler wie Niko Kranjcar oder Joey Barton herum, die können schon Fußball spielen."

Rapid im Herzen

Mit Hütteldorf hat Nuhiu nie gebrochen: "Rapid ist meine Herzensmannschaft. Ich bin sehr froh, dass ich für diesen Verein spielen durfte. Die Fans sind in Österreich einzigartig." Eine Rückkehr in ferner Zukunft kann sich der Angreifer durchaus vorstellen. Noch gilt seine ganze Aufmerksamkeit aber Sheffield, sein Vertrag läuft bis 2016. Dem Traum von der Insel soll der Traum von der Premier League folgen: "Ich bin bereit, alles dafür zu geben." (Philip Bauer, DER STANDARD, 3.5.2014)