Die technologische Konkurrenz an den Finanzmärkten wird schärfer.

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Wien - Neue Technologien haben nicht nur Medien und Einzelhandel, sondern auch die Investmentbranche kräftig erschüttert. Hochfrequenzfirmen, die mit Algorithmen im Millisekundentakt Milliarden an der Börse umsetzen, haben Händler nahezu obsolet gemacht. Auch Fondsgesellschaften und Asset-Manager spüren den technologischen Druck immer stärker, schätzen Experten von der Unternehmensberatung PWC in einer aktuellen Studie. Der Anteil von passiven Investmentprodukten wie Indexfonds oder ETFs, die ohne Fondsmanager auskommen, werde demnach von sechs Prozent im Jahr 2004 auf über 25 Prozent im Jahr 2020 steigen (alternative Investments wie Hedgefonds nicht eingerechnet).

Traditionell entscheidet ein Fondsmanager, welche Papiere besonders aussichtsreich sind, und investiert das Vermögen der Kunden dementsprechend. Für die Verwaltung winken Managementgebühren, die je nach Anlageklasse bei ein paar Dutzend Basispunkten liegen (Hundertstel von einem Prozent), aber auch bei zwei Prozent pro Jahr liegen können. Die hohen Kosten zahlen die Kunden in der Hoffnung auf höhere Renditen, weil ihr Fondsmanager in genau die Wertpapiere investiert, die mehr Rendite abwerfen sollen. Passive Produkte liefern nur den durchschnittlichen Kapitalmarktertrag, Fondsmanager versprechen hingegen mit gewieften Strategien mehr.

Mehrertrag im Schnitt bei null

Doch im Schnitt über alle Fondsmanager liegt der Mehrertrag bei null, die einen schneiden besser, die anderen dementsprechend schlechter ab. "Wichtig ist aber, was beim Anleger nach den Kosten ankommt", betont Ali Masarwah vom Fondsanalysehaus Morningstar. Denn die Kosten fressen sich direkt in den Ertrag der Endverbraucher. Mit der Konsequenz, das zeigen Studien zum US-Aktienmarkt, dass passive Indexfonds, die dem Anleger "nur" den durchschnittlichen Ertrag liefern, besser liegen als rund drei Viertel aller Fondsmanager. Der Grund sind die Kosten. "Der Mehrwert für die Anleger sind oft die kostengünstigen Vehikel", sagt Masarwah. Dazu kommt, dass Indexanbieter und Investmentbanken anfangen, die Strategien von Fondsmanagern vollautomatisch abzubilden. "Smart Beta" heißt diese Produktlinie, die in den USA und Großbritannien im Kommen ist. Statt einfach den Gesamtmarkt abzubilden, bilden diese Fonds - ohne Manager - etwa eine Valuestrategie ab. Bei dieser Strategie konzentrieren sich Fondsmanager auf das Faktum, dass günstig bewertete Aktien mehr Ertrag bringen. "Fondsmanager bekommen Probleme damit, dies als eigene Leistung zu verkaufen", betont Masarwah. Die Autoren des britischen Economist warnen angesichts dieser Entwicklung gar vor dem "Tod des Fondsmanagers" .

Dabei spielt auch die Regulierung eine entscheidende Rolle. Gerade in Großbritannien habe zuletzt die Nachfrage nach passiven Investmentprodukten zugenommen. Der Grund ist ein neues Regelwerk, die Retail Distribution Directive. Sie zwingt zu mehr Transparenz bei Kosten und beschränkt die Provisionen für Finanzberater. In Europa greife aber die vergleichbare Richtlinie nicht so weit, daher haben aktive Fonds einen entschiedenen Vorteil: Ihre Gebühren ermöglichen auch einen besseren Vertrieb bei Anlegern. In Deutschland oder Österreich sei der Wandel der Branche daher für Masarwah "quälend langsam". (Lukas Sustala, DER STANDARD, 3.5.2014)