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Eskalation in Rom.

Foto: AP/Rosi

Rom - Italiens Calcio befindet sich nach wie vor fest im Griff der Hooligans und Chaoten: Vor dem Pokalfinale zwischen AC Florenz und dem SSC Neapel am Samstagabend in Rom wurde ein Fan durch Schüsse so schwer verletzt, dass er mit dem Tod rang.

Mindestens neun weitere Tifosi erlitten durch Schüsse oder Stiche teils lebensgefährliche Verletzungen. Obwohl sich die Randale im Olympiastadion unter Augen von Italiens Premierminister Matteo Renzi und Nationaltrainer Cesare Prandelli fortsetzte, wurde das Spiel mit 45 Minuten Verspätung angepfiffen. Der 3:1 (2:1)-Erfolg der Neapolitaner gegen die Fiorentina geriet aber zur Nebensache.

Eskalation

Nach den schweren Krawallen rund um das Pokalfinale wurde ein polizeibekannter Hooligan des AS Rom im Krankenhaus festgenommen worden. Der Mann soll mit einer Pistole auf drei Fans von Neapel geschossen haben, als diese den Römer provoziert und seinen Blumenkiosk verwüstet hatten. Die Neapolitaner wurden verletzt, einer von ihnen lebensgefährlich. Der Tatverdächtige bestreitet die Vorwürfe allerdings.

Der Römer wurde nach dem Schusswechsel von einer Gruppe aufgebrachter Neapel-Fans angegriffen, mit Stöcken geschlagen, ebenfalls verletzt und liegt mit einem gebrochenem Bein in einem römischen Krankenhaus. Dort wurde die Polizei vorstellig und stellte den Tatverdächtigen unter Arrest. Gegen ihn wurde Anzeige wegen versuchten Totschlags erstattet.

Der 30-jährige Neapolitaner, den der römische Hooligan angeschossen haben soll, kämpft derweil weiter um sein Leben. Er wurde notoperiert, nachdem eine Kugel seine Wirbelsäule getroffen hatte.

Weniger kritisch ist die Situation der anderen beiden Angeschossenen. Ein 43-Jähriger wurde an der rechten Hand verletzt, ein 32-Jähriger kam mit Wunden am Arm und am Gelenk davon. Insgesamt zehn Personen wurden laut vorläufigen Angaben bei verschiedenen Vorfällen zum Teil schwer verletzt.

Nebensache

Die Toskaner verpassten  ihren ersten Titel seit fast 15 Jahren. Mit dem fünften Gewinn der Coppa Italia in der Klubgeschichte feierte Neapel seinen ersten Titel seit dem Pokalsieg vor zwei Jahren. Neapel ging durch zwei früher Tore von Lorenzo Isigne (11./17.) in Führung, Florenz kam durch Juan Vargas (28.) zum Anschlusstreffer. Kurz vor Spielende sorgte der Belgier Dries Mertens (90.+2) für die Entscheidung.

Die Gewalt hatte sich nach den Vorkommnissen außerhalb der Arena im Olympiastadion nahtlos fortgesetzt. Massen an Feuerwerk flogen aus den Blöcken in Richtung Spielfeld, Neapels Kapitän Marek Hamsik versuchte die Napoli-Fans zu beschwichtigen und verhandelte mit den Ultra-Führern. Das Spiel wurde mit deutlicher Verzögerung dann doch angepfiffen. Prandelli wirkte auf der Tribüne sichtlich geschockt.

Die Napoli-Fans hatten nach den Vorfällen zunächst offenbar gefordert, die Partie zu verschieben, Kapitän Marek Hamsik hatte minutenlang mit ihnen diskutiert. Für Diskussionen sorgte die Tatsache, dass Hamsik mit dem Anführer der Neapel-Ultras, dem Sohn eines Mitglieds der neapolitanischen Mafia Camorra, verhandelte. Präsident Aurelio de Laurentiis bestritt allerdings, dass die Ultras über den Anpfiff mitentschieden hätten.

Die Neapel-Anhänger warfen währenddessen Feuerwerkskörper auf Ordnungskräfte, mindestens ein Feuerwehrmann wurde verletzt. Schließlich begann das Match mit großer Verspätung. Als die italienische Hymne gespielt wurde, ertönten Pfiffe aus den Reihen der Neapel-Fans. (sid, 04.05.2014)