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Sinn-Fein-Chef Adams nennt seine Festnahme eine "böswillige Kampagne".

Foto: REUTERS/Paul Hackett

Belfast/Antrim - Nach seiner Freilassung will Nordirland-Politiker Gerry Adams den Friedenskurs seiner Partei unbeirrt fortsetzen. Der 65 Jahre alte Vorsitzende der pro-irischen Partei Sinn Fein war am Sonntagabend nach viertägiger Befragung zu einem vor über 40 Jahren verübten Mord aus der Polizeihaft in der Stadt Antrim entlassen worden.

Auf einer Pressekonferenz in Belfast sprach Adams anschließend von einer "böswilligen Kampagne" gegen ihn, die von "alten Garden" in der Polizei und von Gegnern des Friedensprozesses in seiner eigenen republikanischen Bewegung geschürt würde. Die Vorwürfe gegen ihn basierten auf "Hörensagen". Die Polizei habe keinerlei Beweise gegen ihn vorgelegt. Seine Akte wurde nach Polizeiangaben zur Prüfung an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.

Freiwillig bei Polizei gemeldet

Adams versicherte, er wolle den Friedensprozess - und die Zusammenarbeit seiner Partei mit der Polizei - fortzusetzen. "Es gibt nur einen Weg, und der ist vorwärts", sagte Adams.

Der 65-Jährige war zu einem Mord auf dem Höhepunkt des Nordirland-Konflikts 1972 befragt worden. Er hatte in den vier Tagen in Polizeigewahrsam stets jede Beteiligung daran bestritten. Adams, Vorsitzender der pro-irischen Partei Sinn Fein, dem politischen Arm der früheren IRA (Irisch-Republikanische Armee), die für die Unabhängigkeit auch Nordirlands von Großbritannien kämpfte, hatte sich am vergangenen Mittwoch freiwillig bei der Polizeistation in der Stadt Antrim gemeldet. Er wurde festgenommen und dort nach BBC-Informationen "bis zu 17 Stunden" am Tag verhört.

Demonstranten

Er wurde kurz vor Ablauf einer bereits einmal verlängerten Frist für seine Befragung freigelassen. Vor der Polizeistation in Antrim fanden sich am Abend Demonstranten ein, die mit Plakaten und britischen Flaggen gegen die Freilassung protestierten und "Gerechtigkeit" für die Opfer des langjährigen Konflikts forderten.

Dagegen hatten am Samstag in Belfast Hunderte Menschen gegen die Festnahme von Adams protestiert. Teilnehmer trugen Plakate, die Adams mit dem verstorbenen früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela zeigten. Auf einem neuen Wandgemälde wurde Adams als "Friedensbringer und Visionär" gelobt.

Die Festnahme von Adams hatte hohe Wellen in Nordirland geschlagen und die fragile Regierung belastet. In der nordirischen Regierung teilen sich die früher verfeindeten proirischen und probritischen Kräfte der Region heute die Macht.

Mord an zehnfacher Mutter

Sinn Fein bezeichnete Adams' Festnahme als Versuch, den Friedensprozess in Nordirland zu untergraben. Die Partei warf der Polizei vor, ihr Vorgehen, nur wenige Wochen vor der Europawahl, sei "politisch" motiviert. Das wies Peter Robinson, der zur Protestantischen Democratic Unionist Party (DUP) gehörende Regierungschef von Nordirland, am Sonntag zurück. Er warf Sinn Fein "Einschüchterungstaktik" gegen die Polizei vor. Diese tue aber nicht mehr als ihre Pflicht, den gegen Adams erhobenen Vorwürfen nachzugehen.

Adams war verdächtigt worden, an der Entführung und der Ermordung einer zehnfachen Mutter 1972 beteiligt gewesen zu sein. Er bestreitet das. Adams gehörte zum Führungszirkel der IRA. Später war er einer der Verantwortlichen für das Karfreitagsabkommen von 1998, mit dem Jahrzehnte der Gewalt zwischen pro-irischen und pro-britischen Kräfte in Nordirland beendet wurden.

Der Mord gehört zu den berüchtigtsten in der Geschichte des Nordirland-Konflikts. Die damals 37 Jahre alte Witwe Jean McConville war vor den Augen ihrer Kinder entführt worden. Die IRA hielt sie für eine Informantin der britischen Armee. Sie wurde erschossen und an einem geheimen Ort vergraben. Erst im Jahr 2003 wurden ihre sterblichen Überreste an der irischen Küste gefunden. (APA, 5.5.2014)