Die Generalprobe zur schriftlichen Zentralmatura im Fach Deutsch ist am Montag ohne Probleme über die Bühne gegangen, hieß es auf Anfrage aus dem Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie). Alle 58 am Schulversuch beteiligten Gymnasien haben die richtigen Prüfungsunterlagen erhalten, es seien keine Pannen gemeldet worden. Ab kommendem Jahr sind die einheitlichen Klausuren an den AHS Pflicht.
Mit dem Fach Deutsch hat am Montag an 58 Gymnasien die Generalprobe für die ab dem Schuljahr 2015 verpflichtende schriftliche Zentralmatura an den AHS begonnen. Im Rahmen von Schulversuchen verwenden sie die vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) vorgegebenen Fragen. Bis zum 14. Mai folgen dann im Tagesabstand die zentralen Reifeprüfungen in den anderen Gegenständen.
Am weitesten verbreitet ist die Schulversuchs-Zentralmatura im Fach Englisch: Sie wird bereits an 318 von insgesamt 344 AHS erprobt, in Französisch sind 172 Standorte dabei, in Latein 55 und in Mathematik 28. An 92 Prozent der Gymnasien werden in zumindest einem Maturafach die zentralen Bifie-Fragen verwendet.
Fragen mit Kurier geschickt
Zwei Schulen wenden bereits die komplette neue Matura - also inklusive neuer mündlicher Matura - an. Eine davon ist das Stiftsgymnasium St. Paul in Kärnten. Die vom Bifie ausgearbeiteten Fragestellungen wurden in Papierform von einem Kurier-Unternehmen nach St. Paul gebracht, erklärte Schuldirektor Pater Thomas Petutschnig. Geöffnet wurde das Kuvert erst unmittelbar vor der Klausur vom Lehrer im Klassenzimmer.
Die Prüflinge haben in den vergangenen Wochen und Monaten vorwissenschaftliche Arbeiten verfasst. Nach den nun gestarteten zwei Wochen mit schriftlichen Prüfungen werden die Arbeiten einer Kommission präsentiert und müssen bei Bedarf auch im Gespräch verteidigt werden. Erst danach werden die Arbeiten benotet.
Mündliche Prüfung im Juni
Die schriftlichen Prüfungen werden in Deutsch, Mathematik, weiteren lebenden Fremdsprachen und je nach Zweig auch in darstellender Geometrie oder Latein abgelegt. Neben der vorwissenschaftlichen Arbeit und den schriftlichen Prüfungen bilden die mündlichen Prüfungen die dritte Säule der neuen Matura, für die 28 Maturanten in Kärnten wird es Mitte Juni so weit sein. Die Fragen für diese Prüfungen werden von den Fachlehrern der Schule selbst erstellt. Gemeinsam arbeiten sie Fragen zu gewissen Themenbereichen aus - für Geschichte zum Beispiel für die verschiedenen Epochen. Je nach Fach gibt es 24, 18 oder 12 solcher Fragen-Pools. Bei der Prüfung zieht der Kandidat dann per Los zwei Pools und kann sich anschließend für einen entscheiden. Der Prüfer wählt dann die Frage aus.
Ablauf "sehr kompliziert"
Anpassungsbedarf ortet der Pater noch beim Prozedere für die mündlichen Prüfungen. "Der Ablauf ist sehr kompliziert." So brauche man einen isolierten Warteraum für die Kandidaten, einen Prüfungsraum, einen Raum, in dem die Fragen gezogen werden, einen Raum, in dem nach der Prüfung auf das Ergebnis gewartet werde und unter Umständen auch noch einen Computerraum. "Wir haben jetzt fünf verschiedene Räume reserviert. Das ist ein erheblicher Aufwand, das geht vielleicht auch anders." Im Herbst ist ein Treffen mit Landesschulrat und Ministeriumsvertretern geplant, um über die Erkenntnisse der Zentralmatura-Premiere zu sprechen.
Direktoren-Sprecher zufrieden
"Ordentlich und bemüht" nennt AHS-Direktoren-Sprecher Wilhelm Zillner die Vorbereitung des Bifie auf die schriftliche Zentralmatura, die auch an seiner Schule, dem Bundesrealgymnasium in Kirchdorf an der Krems, in allen Fächern als Schulversuch durchgeführt wird. "Wir sehen dem Ganzen mit großer Gelassenheit entgegen", so Zillner am Montag. Bei der Premiere der aktuellen Schulversuchsrunde seien alle Unterlagen dagewesen, die Hilfe-Seite des Bifie funktioniere und auch im Vorfeld seien den Lehrern ausreichend Lehrunterlagen zur neuen schriftlichen Matura zur Verfügung gestellt worden. "Hier gibt es schon seit langer Zeit gutes Material", erklärt er.
"Neue Reifeprüfung nicht verteufeln"
Generell plädiert Zillner dafür, die neue Reifeprüfung nicht zu verteufeln: Wenn man für mehr Schulautonomie und damit mehr Freiheiten bei Lehrplan- und Unterrichtsgestaltung eintrete, sei es legitim zu überprüfen, ob auch an allen Schulen gewisse Ziele erreicht werden. Außerdem gebe es zentrale Vorgaben ohnehin nur bei den schriftlichen Klausuren und nicht bei den beiden anderen Säulen der neuen Matura: Bei der mündlichen Matura könne man durch den von den Fachlehrern erstellten Fragenpool immer noch schulische Schwerpunkte abbilden, und die einzelnen Schüler könnten bei der vorwissenschaftlichen Arbeit völlig frei nach ihren jeweiligen Interessen und Begabungen ein Thema bearbeiten.
FPÖ für Abschaffung der Vorwissenschaftlichen Arbeit
FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz kritisiert die Vorwissenschaftliche Arbeit jedoch massiv und kündigt einen Initiativantrag für deren Abschaffung an. Die Vorbereitung der Vorwissenschaftlichen Arbeit sei mangels klarer Vorgaben chaotisch verlaufen, so Rosenkranz in einer Aussendung. So seien in manchen Bundesländern alle Exposees, die für die Genehmigung des Themas eingereicht werden müssen, angenommen worden, während es in anderen viele Ablehnungen gegeben habe. Bis Ende März müssen die jetzigen Siebtklässer das Thema der Vorwissenschaftlichen Arbeit dem Landesschulrat vorgelegt werden, der bis Ende April entweder zustimmen oder ein neues Themas verlangen kann.
Auch Zillner weiß von durchaus unterschiedlichen Vorgaben, sieht darin allerdings kein Problem. Immerhin seien seines Wissens die Themen der Arbeiten nicht grundsätzlich zurückgewiesen, sondern nur Präzisierungen etwa bei der Literaturliste eingefordert worden. "Im Pilotdurchgang hätte ich mir etwas mehr Großzügigkeit gewünscht", erklärt er. (5.5.2014, APA)