Jetzt kommt die Seuche, die bereits die Autos heimsucht, auch auf den Roller, nämlich die Einbindung der multimedialen Welt. Während einem die Kraxen, statt sauber einzulenken, lieber die E-Mails vorliest, hat jetzt auch die Vespa GTS einen USB-Anschluss serienmäßig. Die italienische Rollermarke hat dabei wenigstens den Vorteil, wegen des Elektroschnickschnacks nicht gänzlich auf Emotionen zu verzichten. Sie ist immer noch eine Vespa. Auch wenn man sich jetzt mit dem "Geparkte-Vespa-Finder" nicht mehr merken muss, wo man sie abgestellt hat.

Foto: piaggio

Mit der "Vespa Multimedia-Plattform" wird das iPhone zum Display des multifunktionalen Bordcomputers. Als solches zeigt es allerlei Zusatzinformationen an – von der Navigation über den Drehzahlmesser, die Motorleistung, das Drehmoment, die Längsbeschleunigung, Verbrauch und so weiter. So weit so verspielt, mag man denken, und fürchtet die Ablenkung der Fahrerinnen und Fahrer, die nun auf ihrem Smartphone herumdrücken statt zu blinken.

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Aber keine Sorge. Ein erster Test in der Toskana hat gezeigt, dass man bei Tageslicht auf dem Display unter der Fahrt eh so gut wie nichts sieht. Die Freude an der Spielerei ist also sicher endenwollend. "In den Zukunftsmärkten wie in Vietnam ist die Multimedia-Plattform ein Must-have", beteuert bei der Präsentation einer der Vespa-Techniker. Bei uns ist der USB-Anschluss zwar serienmäßig – was wiederum klass ist, weil man so unter der Fahrt das Telefon im Handschuhfach laden kann – die Bluetooth-Verbindung, welche die Vespa mit dem iPhone kommunizieren lässt, aber in der Aufpreisliste.

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Wir dürfen also gespannt sein, ob man sich für ein paar Euro lieber merkt, wo man die GTS geparkt hat. Keine unspannende Frage, wenn man bedenkt, dass der Roller doch das Fahrzeug ist, das am ehesten die Brücke zwischen der aufregenden Fortbewegung mit dem Motorrad und der alltäglichen mit dem Auto schlägt.

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Weitaus sinnvoller sind aber dennoch andere Neuerungen an der GTS. Und da reden wir nicht vom sanften optischen Aufputz mit neuer Krawatte – dem Emblem am Vorderkoderer, den Klarglas-Blinkern, LED-Tagfahrlicht oder dem neuen Rücklicht. Nein. Wir reden vom Fahrwerk, dem ABS und der Traktionskontrolle.

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Zu ABS und Traktionskontrolle braucht man nicht viel sagen. Beides funktioniert einwandfrei und hilft in Gefahrensituationen. Via Knopfdruck abschalten, kann man das System leider nicht – wird aber ohnedies kaum jemand wollen.

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Einen richtig großen Schritt hat Vespa mit der neuen ESS Vorderradaufhängung gemacht. Selbst auf den mitunter holprigen Straßen der Toskana, wohin Piaggio zur Präsentation der GTS und GTS Super geladen hat, bleibt das Vorderrad erstaunlich satt am Boden.

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Bei der neuen Aufhängung "ist der Stoßdämpfer nun nicht mehr starr verschraubt, sondern über einen Klappstift fixiert", wie Vespa erklärt. "Dadurch werden Unebenheiten der Fahrbahn besser abgefedert und die Sicherheit erhöht."

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Aber keine Sorge, die GTS fährt sich immer noch wie eine Vespa, das unverkennbare Rollerfeeling  der italienischen Kultmarke bleibt. Man hat mit einem Mal mehr Vertrauen, und die Schweißperlen auf der Stirn, vor zu spät angebremsten Kurven, werden deutlich weniger.

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Weniger ist auch der Stauraum im Handschuhfach geworden. Wer dort Warnweste, Verbandspackung, die Dokumente für die Arbeit und das Smartphone unterbringen will, wird schlichten oder verzichten müssen. Dafür wurde der Stauraum unter der neuen und komfortableren Sitzbank größer. Dort passen jetzt zwei Vespa Demi-Jet-Helme hinein, die man dafür ineinander verschränkt. Klar, zwei Vollvisierhelme kriegt man so nicht unter.

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Beim Motor der GTS 300ie bleibt alles gleich. Der Vierventil-Einzylinder mit 278 Kubikzentimeter leistet 22 PS und hat ein Drehmoment von 22,3 Newtonmeter. Der gleiche Motor steckt natürlich auch in der GTS 300 Super.

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Die hat aber auch noch eine schwarze Sitzbank mit weißem Keder, schwarze Felgen, statt der blauen Hintergrundbeleuchtung der Armaturen eine rote, eine etwas andere Krawatte und die rote Sportfeder. Wenn es eine Nummer kleiner sein darf, dann gibt es die GTS und die GTS Super auch mit dem 15 PS starken 125er-Motor. Die Preis-Staffel für das aufgefrischte Angebot sieht folgendermaßen aus:

  • Vespa GTS 300ie ABS: 6299 Euro
  • Vespa GTS 300ie Super: 5799 Euro (Aufpreis ABS 500 Euro)
  • Vespa GTS 125ie Super: 4999 Euro (Aufpreis ABS 400 Euro)

(Guido Gluschitsch, derStandard.at, 5.5.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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