Verheiratete Firmenlenker sind weniger risikofreudig, sagen US-Finanzwissenschafter. Politiker wurden nicht untersucht. Im Bild: Bundeskanzler Werner Faymann mit Ehering.

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Nikolai Roussanov (Assistenzprofessor für Finanzen an der Wharton Business School) und Pavel Savor (Assistenzprofessor für Finanzen an der Temple University) wollten wissen, ob der private Lebensstatus eines Vorstandschefs (CEO) irgendeinen Einfluss auf sein professionelles Entscheidungsverhalten hat. Ein klares Ergebnis: Die Aktienperformance verheirateter CEOs ist stabiler, jene von Single-CEOs zeigt deutlich höhere Volatilität.

Untersucht wurden dafür, berichtet das Wall Street Journal, die Verehelichungs-Daten der Spitzenmanager von 1500 börsennotierten US-Firmen. Frauen waren wohl darunter, fielen aber unter die statistische Relevanz.

Gemessen am Firmenvermögen investieren Single-CEOs 75 Prozent mehr in Forschung & Entwicklung, in Werbung und Akquisitionen, in Kapazitätserweiterung. Ein Teil der Erklärung, so die beiden Wissenschafter, liege in der Tatsache, dass Unverheiratete eher jüngere, kleinere und schneller wachsende Unternehmen leiten - übrig bleibt dennoch aggressiverer Marktzugang und mehr Risiko-Appetit bei den Singles.

An dieser Stelle bemühen die Beiden die Verhaltensökonomie als Erklärungsmodell: Solange Status, Macht, Einfluss und Geld als attraktiv auf dem Heiratmarkt gelten, solange würden Alphamänner darum ringen, deswegen: Single-CEOs sind kompetitiver eingestellt, um zu den Begehrtesten am Heiratsmarkt zu gehören. Daraus ergebe sich auch höhere Neigung zu finanziellen Risken.

Je älter, desto risikoaverser

Aber: Je älter die Single-CEOs, desto geringer ausgeprägt ist ihr Risikohunger. Also hat das Alter auch wesentlichen Einfluß auf den Managemenstil.

Die Lehren aus dieser Untersuchung? Aufsichtsgremien sollten für eine junge Firma unter starkem Wachstumszwang also Single-CEOs bevorzugen, wenn es darum geht, sich aus Marktturbulenzen heraus zu halten und einen Tanker zu steuern, dann sei der/die Verheiratete wohl besser, sagen die Finanzwissenschafter.

Ob das nicht diskriminierend sei, den Status der Ehe als Kriterium für oder gegen die Berufung in den Vorstandssessel zu nehmen, will das Wall Street Journal wissen: Da rudern die Zwei vorsichtig in sicherere Gewässer. Es sei natürlich schwer von fernab zu beurteilen, wer für die jeweilige Position richtig oder falsch sei - eine Ablehnung mit dem Ehestatus zu begründen empfiehlt sich vermutlich aber nicht. (derStandard.at, Karin Bauer, 5.5.2014)