Leben als Theater. Bühnenadaption von Thomas Bernhards "Holzfällen" in Bregenz.

Foto: Vorarlberger Landestheater

Bregenz - Am Schauspielhaus Graz feierte das Stück Holzfällen von Thomas Bernhard Anfang des Jahres in einer vierstündigen Bühnenfassung von Krystian Lupa Premiere. Eine mit 90 Minuten weitaus kürzere Adaption von Margarete Aman kam nun unter der Regie von Annegret Ritzel am Landestheater Bregenz zur Aufführung.

Im Roman Holzfällen. Eine Erregung (1984) reflektiert der Erzähler die Ereignisse, die sich bei einem vom Ehepaar Auersberg ausgerichteten Abendessen zugetragen haben. Dabei geht der Schriftsteller (Dirk Diekmann) mit den Gästen ins Gericht. Holzfällen ist eine Abrechnung mit der Wiener Gesellschaft, dem Burgtheater und der Verlogenheit des Kulturbetriebs. Das Buch löste einen Skandal aus, da sich der Komponist Gerhard Lampersberg in der Figur des Herrn Auersberg (Roland Ettlinger) zu erkennen glaubte. Bernhard wurde verklagt, das Buch von Polizisten aus den Buchläden geholt.

Ausstatterin Andrea Hölzl schuf für die Inszenierung ein Bühnenbild, das auf die Künstlichkeit des gesellschaftlichen Parketts verweist. An der hinteren Wand ist ein überdimensional großer goldener Bilderrahmen angebracht, der einen Parkettboden rahmt. Auf der Bühne eine Art Tanzpodest, umzäunt mit Absperrvorrichtungen, wie sie in Museen zu finden sind. Wie Zombies geistert die illustre Gesellschaft darauf umher. Mit Realität und Scheinrealität spielt auch Regisseurin Annegret Ritzel. Während sich auf der Bühne die zeitliche Ebene der Geschehnisse an jenem Abend mit der des Erinnerns überlappt, verweist eine Wandtafel alle fünf Minuten auf die tatsächliche Zeit und holt die Zuseher immer wieder in die Gegenwart zurück.

Dirk Diekmann zeichnet in dieser Inszenierung nicht nur für die Dramaturgie verantwortlich, sondern spielt zudem die Figur des Schriftstellers. Durch seine Darstellung nimmt er ihr einiges an Härte und lässt hinter den Hasstiraden auch Wehmut und Verletzungen erahnen. Sehr viel Applaus. (Nicole Wehinger, DER STANDARD, 6.5.2014)