Bangui - Bei neuen Gewalttaten in der Zentralafrikanischen Republik sind binnen zehn Tagen nach Angaben von Militärangehörigen mindestens hundert Menschen getötet worden. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) fuhr nach einem tödlichen Angriff auf ihr Krankenhaus im Nordwesten des Landes aus Protest vorübergehend ihre Tätigkeit in dem krisengeschüttelten Land zurück.

Allein im Nordwesten des Landes wurden bei Überfällen auf verschiedene Ortschaften in diesem Zeitraum 75 Menschen getötet, wie Militärangehörige am Montag mitteilten. Die dortigen Gewalttätigkeiten seien von den mehrheitlich muslimischen Seleka-Rebellen und bewaffneten Kämpfern der Volksgruppe der Peul ausgegangen, hieß es weiter. In der Region Mala im Zentrum des Landes wurden nach Angaben einer weiteren Militärquelle seit Donnerstag bei Kämpfen zwischen christlichen und muslimischen Milizen etwa 30 weitere Menschen getötet.

Angriff auf Krankenhaus

Bei einem Angriff auf das Krankenhaus in der Stadt Boguila waren Ende April 16 Zivilisten getötet worden, unter ihnen drei MSF-Mitarbeiter, wie die Organisation am Montag in Berlin mitteilte. Die "drastische Einschränkung der medizinischen Hilfe" betreffe alle 13 Projekte im Land sowie die Hilfe für die Nachbarstaaten. Alle Projekte würden auf den Prüfstand gestellt.

In der Zentralafrikanischen Republik hatte das mehrheitlich muslimische Rebellenbündnis Seleka im März 2013 Staatschef François Bozize gestürzt. Sein Nachfolger Michel Djotodia, der mittlerweile von Übergangspräsidentin Catherine Samba Panza abgelöst wurde, löste Seleka zwar offiziell auf, doch sind die Milizen weiter aktiv. Der Putsch stürzte das Land in eine Spirale der Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen, in deren Verlauf bereits tausende Menschen getötet wurden. Fast eine Million Menschen befinden sich auf der Flucht.

Bisher sind rund 6000 Soldaten der Afrikanischen Union (AU) und etwa 2000 französische Soldaten in Zentralafrika im Einsatz, um die Gewalt zu stoppen. Eine Überbrückungsmission der EU soll bis zu 800 Soldaten umfassen. Ab Mitte September soll dann eine knapp 12.000 Mann starke Blauhelmtruppe der Vereinten Nationen in das Land entsandt werden. (APA, 5.5.2014)