"Wenn man sich für eine 500-Millionen-Dollar-Wette entscheidet, kann man keine Risiken mit dem Werk eines anderen eingehen"

Foto: Activision/Bungie

Activision Blizzard plant nicht weniger als 500 Millionen US-Dollar für die Entwicklung und Vermarktung des kommenden Online-Shooters "Destiny" auszugeben, wie CEO Bobby Kotick vergangene Woche im Zuge der Milken-Konferenz in Los Angeles bekanntgab. Damit würde das Videospiel einem Bericht der Agentur Reuters zufolge sämtliche bisherigen Budgetrekorde sprengen.

Zum Vergleich: Analysten schätzten die Ausgaben für das bisher teuerste, 2013 erschienene Werk "Grand Theft Auto 5" auf 260 Millionen Dollar. Die bislang kostspieligste Hollywood-Produktion "Pirates of the Caribbean: At World's End" wird auf 300 Millionen Dollar geschätzt.

Neues Standbein

Das von Bungie Entertainment ("Halo") produzierte Sci-Fi-Epos soll unter einem exklusiven Zehnjahresvertrag das neue Standbein für Activision Blizzard neben Franchises wie "Call of Duty", "World of Warcraft" und "Skylanders" werden. Der Vertrag räumt dem Herausgeber weltweite Vertriebsrechte für "Destiny" sowie die Kontrolle über die potentielle Franchise-Entwicklung ein. "Wenn man sich für eine 500-Millionen-Dollar-Wette entscheidet, kann man keine Risiken mit dem Werk eines anderen eingehen", so Kotick. "Der Wetteinsatz für uns wird immer größer."   

Hoher Einsatz

In "Destiny", eine Kreuzung aus traditionellem Shooter und Online-Rollenspiel, schlüpfen Spieler in die Rolle eines Wächters und müssen in einer postapokalyptischen Welt gemeinsam mit anderen Spielern die Menschheit vor dem Untergang bewahren.

Selbst wenn die Mischung auch aus Marketingsicht stimmt, hat sich Activision speziell für ein noch nicht etabliertes Franchise viel vorgenommen. Nur um die Ausgaben wieder einzuspielen, müsste sich "Destiny" als 60-Dollar-Vollpreistitel 15 bis 16 Millionen Mal verkaufen. Damit müsste man auf Anhieb in der Liga von "FIFA" oder "Call of Duty" mitspielen. Ob weitere Finazierungsmodelle, etwa Mikrotransaktionen, vorgesehen sind, ist jedoch nicht bekannt.

Anfangskosten

Dass der Markteinstieg für "Destiny" derart teuer ist, habe laut einem Konzernsprecher auch damit zu tun, dass für das Spiel eine komplett neue Entwicklungssoftware kreiert und eine eigenständige Serverinfrastruktur errichtet werden musste. Auf lange Sicht erwarte man sich, dass die reinen Produktionskosten vergleichbar mit jenen von anderen AAA-Games sein werden. 

Koticks Fahrplan steht jedenfalls fest: "Wir erwarten, dass 'Destiny' Activisions nächstes Milliarden-Dollar-Franchise wird." Eine Wette auf viele Jahre, die in Anbetracht von Activision Blizzards Erfolgen aufgehen könnte. "Call of Duty" spielte fast ein Jahrzehnt Rekordsummen ein, "World of Warcraft" erfreut sich seit 2004 Millionen zahlender Kunden. Rückläufige Spielerzahlen bei beiden Top-Franchises machen deutlich, dass es eines neuen Standbeins bedarf. (zw, derStandard.at, 6.5.2014)