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Alle zwei Jahre kann eine Frau die Vorsorgeuntersuchung in Anspruch nehmen, dazwischen bleibt die E-Card dafür gesperrt.

Foto: dpa/Kasper

Wien - Seit Jahresanfang wird heftig über Sinn und Unsinn des neuen Mammografie-Screening-Programms diskutiert. Darin ist vorgesehen, dass Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren alle zwei Jahre vom Hauptverband per Post zu einer Vorsorgeuntersuchung eingeladen werden. Frauen zwischen 40 und 44 beziehungsweise 70 und 74 können sich in das Programm per Anruf bei einer Hotline hineinreklamieren. Die Überweisung durch den Arzt entfällt, er kann diese aber vornehmen, wenn etwa Verdacht auf Brustkrebs oder eine familiäre Disposition besteht.

Wie der STANDARD am Dienstagnachmittag erfuhr, soll das Programm deutlich überarbeitet werden. Künftig wird die E-Card für Frauen ab 40 Jahren jederzeit für das Screening freigeschaltet. Alle zwei Jahre kann eine Frau die Vorsorgeuntersuchung in Anspruch nehmen, dazwischen bleibt die E-Card dafür gesperrt. Das Alterslimit nach oben entfällt nach STANDARD-Informationen überhaupt. Weitere Details sollen Hauptverband und Ärztekammer am Mittwoch bekanntgeben. Erst dann will sich auch Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) konkret äußern. Vom Ö1-"Mittagsjournal" auf mögliche Veränderungen angesprochen, sagte er am Dienstag lediglich: "Ich kann mir diesen Weg vorstellen, aber das ist eine Sache zwischen den Ärztekammern und den Sozialversicherungen."

Weniger Untersuchungen?

Ausgangspunkt für die Neuausrichtung des Screenings sind die kursierenden Zahlen: So meinen die Radiologen, es seien in den vergangenen Monaten um ein Drittel weniger Frauen zur Mammografie gegangen als bisher. Offizielle Daten der Sozialversicherung gibt es noch nicht, dort heißt es, die Abrechnung des ersten Quartals werde erst in einigen Wochen vorliegen. Patientenanwalt Gerald Bachinger betont, man dürfe einen "wesentlichen Strukturwandel" nicht anhand von Zahlen einiger Monate beurteilen. Er unterstütze das Mammografie-Screening, weil damit auch eine Qualitätssteigerung einhergehe. Den Widerstand der Ärzte sieht er nicht zuletzt darin begründet, dass diese um die – von der Sozialversicherung bezahlte – Überweisung umfallen.

Ebenso umstritten ist die Empfehlung, eine Mammografie nur noch alle zwei Jahre statt wie bisher jedes Jahr durchzuführen. Gegner der allzu häufigen Vorsorgeuntersuchung sagen, diese würde das Brustgewebe stark belasten und im schlimmsten Fall sogar Krebs auslösen. Andere Mediziner befürchten, durch den Zwei-Jahre-Rhythmus könnten Karzinome in der Brust nicht rechtzeitig erkannt werden.

Neue Qualitätsstandards

Brustgewebe gilt als schwer zu analysieren – mit dem Screening-Programm geht daher eine deutliche Veränderung in den Qualitätsstandards einher. So muss zukünftig jeder Scan von zwei Ärzten unabhängig voneinander befundet werden. Die Radiologen müssen ein entsprechendes Zertifikat vorweisen und mindestens 2.000 Mammografie-Befunde pro Jahr erstellen. (Andrea Heigl, derStandard.at, 6.5.2014)