Wien - Jene drei SPÖ-Sektionen, die in einer Petition von Bundeskanzler Werner Faymann und den Mitgliedern des SPÖ-Parlamentsklubs die "umgehende" Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Hypo-Debakel sowie Steuern für Vermögen von über einer Million Euro fordern, haben nun eine Antwort erhalten. Zwar nicht von Faymann oder Klubobmann Andreas Schieder, den Adressaten des Schreibens, aber immerhin von Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos.

Dieser bedankt sich zunächst für die Initiative, denn "jede Stimme, die uns in unserem konsequenten Kampf für mehr Gerechtigkeit unterstützt, macht uns stärker". Die Genossen könnten sich darauf verlassen, dass "wir weiterhin mit vollem Einsatz für die Umsetzung unserer Kernanliegen kämpfen". Nicht nur abgedeckt würden die Forderungen der Petitionsunterzeichner - mittlerweile sind es 1.800 -, das Engagement der SPÖ gehe "zum Teil sogar noch darüber hinaus".

"Harte Überzeugungsarbeit"

Bei den Vermögenssteuern habe man der ÖVP "in harter Überzeugungsarbeit schon manches abgerungen", erklärt Darabos mit dem Verweis auf die Bankenabgabe, die Steuer auf Wertpapierzuwächse "bis hin zur Immobilienzuwachssteuer". Außerdem  würden nicht die Steuerzahler, sondern die Banken via Bankenabgabe "den Großteil" der Hypo-Rettung finanzieren.

Pro Legislaturperiode bringe die Bankenabgabe drei Milliarden Euro, schriebt Darabos, und diese sollen nicht nur in der letzten und in der aktuellen, sondern auch in der nächsten Legislaturperiode hereinkommen. Allein durch die Bankenabgabe würden somit neun Milliarden Euro lukriert, rechnet Darabos vor. "Ein Beitrag, der mehr Gerechtigkeit bringt, denn damit fließt viel Geld wieder zurück, das die Steuerzahler zur Sicherung der Banken und des Finanzsystems aufgewendet haben."

Bezüglich der Forderung nach Einsetzung eines U-Ausschusses verweist Darabos auf das Zwölf-Punkte-Programm zur Reform von U-Ausschüssen, das auch ein Minderheitenrecht einräumen würde. Darüber hinaus habe Klubobmannn Schieder bereits klargestellt, dass "er kein Problem mit einem Hypo-Ausschuss hat".

Bankenabgabe "lange vor Hypo-Rettung"

In ihrem Antwortschreiben an den "lieben Norbert" zeigen sich die Genossen darüber enttäuscht, dass Darabos antwortet und nicht die eigentlichen Adressaten ihrer Petition. "Der Umstand, dass die Bundesgeschäftsstelle für alle antwortet, ist womöglich ein Indiz dafür, das die Rollenverteilung an der Bundesspitze zu wenig ausdifferenziert ist. Wer vertritt denn eigentlich die Parteilinie, wenn Regierung, Klub und Partei die Regierungslinie vertreten?" 

Mit Darabos' Argumentation, wonach die Bankenabgabe zur Hypo-Rettung dienen würde, wollen sich die Genossen ebenfalls nicht zufriedengeben. Die Bankenabgabe habe man im Jahr 2010 beschlossen, um die Kosten der Rezession abzumildern, "also lange vor der Hypo-Rettung". Bei den Hypo-Kosten des Jahres 2014 "haben wir aber noch keine Lösungen für die Finanzierung gefunden". Die ÖVP wolle die Kosten für die Hypo über Einsparungen hereinbekommen, die SPÖ habe kein Gegenkonzept anzubieten und akzeptiere die Kürzungen. Die ÖVP könne deshalb vermuten, dass die Regierungsbeteiligung für die SPÖ höchste Priorität habe. "Dadurch erscheinen wir erpressbar." (burg, derStandard.at, 7.5.2014)