"Nichts kann die Gesellschaft besser verändern als die Kunst", sagt der Schauspieler Ahmad Srour, Mitglied der Theatergruppe Masrah Al Sharaa (Theater der Straße), in einem Interview mit der "Jordan Times". Srour und seine Partner Amjad Hijazin, Ahmad Massad und Ibrahim Al Nawabneh setzen in Jordanien politische und kulturelle Zeichen, indem sie auf Straßen improvisieren und dabei aktuelle Themen mit einem kritischen Auge betrachten. Wir trafen Masrah Al Sharaa während unserer Dreharbeiten in Amman, Jordanien, und verbrachten gemeinsam einige Stunden in den Straßen der Stadt.
Die Bühne der Theatergruppe ist die Straße, doch sie spielen ihre Stücke nicht nur auf den Straßen Ammans, sondern auch auf Events, wie beispielsweise dem "Amman Fi Ramadan Festival on Rainbow Street". Oft produzieren sie auch Videoszenen, die sie dann online mit ihrem Publikum teilen. Ihre Stücke drehen sich hauptsächlich um Gewalt, Armut, Missbrauch von Waisenkindern, Vetternwirtschaft, Korruption, Lebensmittelsicherheit und andere Themen, die aktuell Schlagzeilen machen. Obwohl die Performance von "Masrah Al Sharaa" sehr regierungskritisch ist, betont Srour, uns vor Augen halten zu müssen, dass die Regierung nicht alleine schuld an den Gesellschaftsproblemen in Jordanien ist.
"Das Problem in Jordanien liegt am jordanischen Individuum", meint er. Aber auch Wissen spielt für ihn eine große Rolle: "Um kreativ sein zu wollen, braucht man eine intellektuelle Basis". Masrah Al Sharaa hat bereits viele Fans, doch nicht jeder unterstützt diese Form von Aktivismus, oft nicht einmal die eigenen Familien der Schauspieler.
Auf der Straße stoßen ihre Aktionen meist auf viel Zuspruch, auch als wir mit ihnen die hier gezeigte Aktion filmten. Im Anschluss entstand eine Diskussion mit dem Publikum, die noch einige Zeit weiterlief. Das ist typisch für ihre Performances, wollen sie doch mit ihren Sketches genau diese Diskussion unter den Menschen auslösen. Srour glaubt, dass Misserfolge nur dann auftreten, wenn Künstler ihre Message falsch kommunizieren. Wenn die Message das Publikum erreicht, egal was jeder einzelne davon denkt, dann war die Arbeit ein Erfolg. (Arash und Arman T. Riahi, derStandard.at, 7.5.2014)