Wien – "Wir haben natürlich schon bei der Arbeit für die CD-Rom darauf geachtet, dass alles den datenschutzrechtlichen Bestimmungen entspricht", sagt Margit Kaluza- Baumruker, Pressesprecherin von Herold Business Data. Trotzdem wolle man wegen der Welle von Kritik gleich ab der ersten Edition – geplant ist ein Erscheinungsdatum im September – besorgten Bürgern die Möglichkeit geben, sich aus der Datenbank löschen zu lassen.

Die CD-ROM "Herold Marketing CD private" ist noch gar nicht erhältlich – und Kritiker haben sie noch gar nicht gesehen – schon wirbelt sie Staub auf: Erstmals ist mit dieser CD in Österreich möglich, was Datenmarketingfirmen schon lange machen: Daten von Privatpersonen oder Firmen sammeln, sie nach Zielgruppen aufbereiten und an Firmen, die Marketingaktionen planen, weiterverkaufen.

Ganz gängiges Geschäft

Trotzdem dies ein ganz gängiges Geschäft ist, wie Herold versichert, hat das Unternehmen versucht, sich beim Privatkundengeschäft möglichst abzusichern: Erstens werde die CD- ROM, die rund 3000 Euro kostet, nur an Firmenkunden verkauft, wird jedenfalls versichert. Zweitens sind auf der Scheibe die Daten auf zweierlei Art gespeichert: Erstens "normale" Adressdaten, die der Benutzer ganz normal abfragen kann. Zweitens die so genannten tiefer gehenden Daten, die sich bei einer Namensabfrage nicht abrufen lassen. Selektionskriterien wie Altersklasse, Haushaltsvorstand, Kaufkraftklasse Haushalt, Anzahl der Personen im Haushalt, Partnerschaftsverhältnis, Stellung im Haushalt usw. erscheinen bei einer einzelnen Namensabfrage nicht, erklärt Kaluza- Baumruker. Nach diesen Kriterien ließen sich lediglich ganze Blöcke von Adressmaterial zusammenstellen. Und sensible Daten wie Religionsbekenntnis, Krankheiten, Blutgruppe oder Bonität seien überhaupt nicht drauf.

Weitere Sicherheitsmaßnahmen: Vor Verwendung der CD muss ein Zugangscode angefordert werden, wobei der Kunde von Herold erfasst wird. Die CD kann nur auf dem dafür registrierten PC verwendet werden. Auch muss sich der Kunde verpflichten, dass die Daten ausschließlich im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften verwendet werden, sagt Kaluza-Baumruker.

"Fundamentale Rechtsbestimmungen ignoriert"

Trotzdem laufen Datenschützer wie der Chef der Arge Daten, Hans Zeger, Sturm gegen solche Produkte. "Da werden fundamentale Rechtsbestimmungen ignoriert", sagt er. Bei der zuständigen Staatssekretärin Ursula Haubner ist noch keine diesbezügliche Anfrage eingegangen. "Wir halten solche Produkte aber für datenschutzrechtlich bedenklich", sagt Georg Mayer aus dem Haubner-Kabinett.

Herold hat übrigens seit kurzem eine neue Eigentümerstruktur. Ende Juli kauften die Investmentgruppen Veronis Suhler Stevenson und 3i sowohl die 74 Prozent, die bisher der amerikanische Telefonbuchherausgeber Veri^zon Information Services (VIS) an Herold hielt, als auch die 26 Prozent, mit denen die Telekom Austria beteiligt war.

Die Hotline, unter der man seine Daten löschen

kann: 0800 202 007)

(Johanna Ruzicka, Der Standard, Printausgabe, 23.08.2003)