IT-Business
US-Internet-Aktien mit hohen Verlusten
Zinsängste als Auslöser - Mehrheitsanteil der Nasdaq wird verkauft
New York -
Zinsängste haben an der Wall Street zu einem
Mini-Crash geführt. Aktien verzeichneten die
stärksten Kursverluste seit der Russland-Krise
im August 1998. Auslöser für die Turbulenzen
waren Befürchtungen, die US-Notenbank
könnte zur Eindämmung der Inflation
gezwungen sein und die Leitzinsen stärker als
bisher erwartet anheben. Auch wurde bekannt,
dass die Computer-Börse Nasdaq
mehrheitlich an ihre
Mitglieder und an Nasdaq-notierte Unternehmen
verkauft werden soll.
Höhere Zinsen sind gleich in mehrfacher
Hinsicht für Aktien ungünstig. Zum einen wird
mit höher rentierenden Rentenpapieren diese
Anlagealternative im Vergleich zu Aktien
attraktiver. Auf der anderen Seite werden die
Gewinne der Unternehmen durch höhere
Zinszahlungen geschmälert. Gerade in den 90-er Jahren haben viele US-Firmen ihr
Eigenkapital zugunsten der Fremdfinanzierung zurückgeführt und sind so tendenziell
stärker von steigenden Zinsen verwundbar. Nicht zuletzt sind die zukünftigen Gewinne,
die nun mit einem höheren Diskontierungsfaktor auf die Gegenwart abgezinst werden,
heute weniger Wert, so dass automatisch auch die Kurse sinken müssen. Dies betrifft
besonders die Technologie-Titel, die oftmals ihre ersten Gewinne erst in fünf Jahren
erwirtschaften und daher die größten Verlierer steigender Zinsen und Renditen sind.
Entsprechend kam es vor allem bei den hoch bewerteten Technologiewerte zu einem
Kurssturz. Der Nasdaq-Index verlor 229,95 Punkte oder 5,6 Prozent auf 3901,20 Zähler
(siehe obere Grafik). Damit büßte das Kursbarometer erstmals in seiner 29-jährigen
Geschichte mehr als 200 Stellen ein. Auch die Standardwerte verloren an Wert. Der Dow
Jones verlor 359,58 Stellen oder 3,2 Prozent auf 10.997,93 Zähler (siehe untere Grafik),
der breiter gefasste S&P 500 gab 55,8 Zähler oder 3,8 Prozent auf 1399,42 Punkte ab.
Selbst die Kurse der zuletzt als unverwüstlich geltenden Internet-Aktien mussten
Einbußen erleiden. Der ISDEX-Index der 50 führenden Titel sank um 60,3 Stellen oder 6,6
Prozent auf 857,14 Zähler.
Im Zuge eines radikalen Umbauplans soll die Computer-Börse Nasdaq, wie die
Eigentümergesellschaft National Assocation of Securities Dealers (NASD) mitteilte,
verkauft werden. Der NASD-Vorstand habe sich einstimmig dafür ausgesprochen, die
Anteils-Mehrheit den Mitgliedern und den 130 größten Gesellschaften anzubieten, die an
der Nasdaq gelistet sind. Die NASD hatte schon Anfang Dezember einen vorläufigen Plan
zur Veräußerung von Nasdaq-Anteilen beschlossen. In New Yorker Kreisen kusierten
Gerüchte, die Erlöse würden sich auf rund eine Mrd. Dollar belaufen. Der Wachstumsmarkt
solle mit ausreichend Kapital ausgestattet werden, um international zu expandieren und in
dem immer schärferen Wettbewerb mit neuen elektronischen Handelsplattformen zu
bestehen. (pte/internet.com)