Boston - Der wegen Kindesmissbrauchs verurteilte ehemalige Priester aus Boston, dessen Fall den landesweiten Skandal in der katholischen Kirche ins Rollen brachte, ist im Gefängnis getötet worden. John Geoghan (67) wurde nach Angaben der Justizbehörden am Samstag in der Strafanstalt Souza-Baranowski 50 Kilometer nordwestlich von Boston, von einem Mithäftling angegriffen und schwer verletzt. Kurze Zeit später sei er dann im Krankenhaus gestorben.

Mörder in Isolationshaft

Nach ersten Erkenntnissen sei Geoghan von einem 37 Jahre alten Mithäftling erwürgt worden, sagte Bezirksstaatsanwalt John Conte. Der Mitgefangene, der seit 1989 unter anderem wegen Mordes und bewaffneten Raubüberfalls im Gefängnis sitzt, wurde laut Conte in Isolationshaft verlegt.

Geoghan war im Jänner 2002 der sexuellen Misshandlung eines Zehnjährigen sowie weiterer Opfer für schuldig befunden worden. Er erhielt eine Haftstrafe von insgesamt knapp zehn Jahren. In einem parallel laufenden Zivilprozess einigten sich die Erzdiözese Boston und 86 Kläger vor einem Jahr auf Entschädigungszahlungen von insgesamt zehn Millionen Dollar (9,18 Mill. Euro). Insgesamt wurde Geoghan sexuelle Belästigung in mehr als 130 Fällen vorgeworfen. Der Fall Geoghan hatte einen Riesenskandal der in Erzdiözese und schließlich in der gesamten katholischen Kirche der USA ausgelöst.

Mit immer neuen Vorwürfen wegen Übergriffen auch von anderen Geistlichen auf Minderjährige zog die Angelegenheit immer weitere Kreise. Weitere Prozesse um Entschädigung laufen noch. Im vergangenen Dezember trat der Erzbischof von Boston, Bernard Law, zurück. Ihm war vorgeworfen worden, die Beschuldigten über Jahre hinweg gedeckt zu haben. (APA/AP/dpa)