Tel Aviv - Im Prozess gegen den Intifada-Führer Marwan
Barguti haben am Sonntag im Tel Aviver Bezirksgericht die
Schlussplädoyers begonnen. Die Anklage warf Barguti erneut vor, als
Führer der Fatah-Bewegung Yasser Arafats im Westjordanland und ihres
bewaffneten Arms für den Tod Dutzender Israelis verantwortlich zu
sein. Er habe radikale Aktivisten der Gruppe finanziert und zu
tödlichen Überfällen auf Israelis angewiesen, sagte Anklägerin Dvora
Chen.
Barguti, der es weiterhin ablehnte, von einem Anwalt verteidigt zu
werden, unterbrach ihre Ausführungen mehrmals. "Ich bin kein
Krimineller, sondern ein Freiheitskämpfer für ein Volk, das unter der
schlimmsten Besatzung in der Geschichte der Menschheit lebt", sagte
der Fatah-Chef. Fatah sei keine Terrorgruppe, sondern "die
Regierungspartei der Palästinensischen Autonomiebehörde", betonte er.
Als Parlamentarier genieße er Immunität. Nirgendwo anders auf der
Welt würden Abgeordnete auf diese Weise entführt und dann vor Gericht
gestellt, meinte Barguti. Er war im April vergangenen Jahres in
Ramallah festgenommen und nach Israel gebracht worden.
"Wer eine Waffe
trägt, sollte Anschläge ausführen"
Anklägerin Chen zitierte zahlreiche Zeugen sowie Äußerungen
Bargutis seit Beginn des Palästinenseraufstands vor knapp drei Jahren
als Beweis für seine Mitverantwortung bei Anschlägen. "Wer eine Waffe
trägt, sollte Anschläge ausführen", sagte Barguti etwa nach ihrer
Darstellung. Barguti habe im Verhör auch zugegeben, Gründer der
radikalen Fatah-Splittergruppe Al-Aksa-Brigaden zu sein. Beobachter
rechnen mit einem harten Strafmaß gegen den 44-Jährigen. Das Gericht
legte als Termin für sein Schlussplädoyer den 29. September fest. (APA/dpa)