Alpbach - Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck (F) kritisiert die von seiner Ministerin Maria Rauch-Kallat (V) am Mittwoch in Alpbach präsentierten Pläne, den Anteil der öffentlichen Gesundheitsausgaben auf rund 5,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bis zum Jahr 2010 zu stabilisieren. Es müsse geklärt werden, was unter Stabilisierung verstanden werde. Dass man sich auf einen Prozentsatz festlege, müsse besprochen werden. "Ich als Arzt kann Gesundheit nicht limitieren", betonte Waneck am Sonntag zu Beginn der Gesundheitsgespräche am Europäischen Forum Alpbach im Gespräch mit der APA.

Rauch-Kallat hingegen erklärte am Sonntag, es werde übersehen, dass mit diesem Ziel sogar eine Erhöhung der Mittel festgelegt werde. In den vergangenen Jahren seien die Ausgaben im Schnitt nur bei 5,3 bis 5,4 Prozent des BIP gelegen. Durch die Verknüpfung mit dem Wirtschaftswachstum würden die Ausgaben außerdem nicht gebremst, sondern "ein kontinuierliches Wachstum" sichergestellt, betonte die Gesundheitsministerin.

Über die Art und Weise der Kritik der Ärzte zeigte sich Rauch-Kallat "erstaunt". Bisher hätten die Ärzte ihre "klinischen Befunde" nicht über die Medien ausgerichtet. "Aber wenn es ums Geld geht, verlieren, die Herren offenbar ihre Contenance", meint sie.

Waneck will unter anderem bei den Krankenkassen sparen. Endgültige Zahlen vom Rechnungsabschluss 2002 hat das Ministerium zwar noch nicht. Laut dem Gesundheitsstaatssekretär haben die Krankenkassen aber immer ein Minus erwirtschaftet. Für die Zukunft heiße das, dass man die Mitteln nicht schmälern, sondern knapp halten müsse. "Wenn ich jemanden viel Geld in die Hand drücke, dann ist es schneller weg", so Waneck. Zudem müsse man sich die genaue Abrechnung anschauen. Es könne nicht angehen, dass bei gleicher Beitraggrundlage eine Kasse positiv und die andere negativ abschließe, meint der Staatssekretär.

Einen Deckel für Ausgaben in den einzelnen Bereichen schließt Gesundheitsministerin Rauch-Kallat allerdings aus. Es gehe aber darum, das System effizient zu gestalten. Außerdem betonte die Gesundheitsministerin, dass ihr bei den Ausgaben nicht um die Finanzen gehe, sondern darum, "sich an den Menschen zu orientieren" und was die Menschen brauchten, um gesund zu bleiben, gesund zu werden oder um Schmerzen zu lindern".

Mehr Geld kündigte Rauch-Kallat am Donnerstag für Maßnahmen für Gesundheitserhaltung und -förderung an. Die Menschen würden immer mehr Geld für Wellness und Gesundheit ausgeben. Die Versicherten hätten "ein Recht darauf", dafür auch Geld von den Kassen zu erhalten. Gesundheitsförderung solle daher "einen stärkeren Stellenwert im System bekommen", sagte Rauch-Kallat am Sonntag zu Beginn der Gesundheitsgespräche am Europäischen Forum Alpbach vor Journalisten.

Welche Leistungen dadurch künftig zusätzlich von den Krankenkassen übernommen werden sollen, darauf wollte sich Rauch-Kallat am Sonntag noch nicht festlegen. Man sei noch mitten in den Gesprächen über die Neugestaltung der Vorsorge. Finanziert werden sollen die Pläne durch eine Reduzierung der Folgekosten. Eine verbesserte Vorsorge etwa bei Diabetes oder Herzkreislaufkontrolle werde die Folgekosten vermindern.

Die Expertenkritik aus Alpbach, wonach die medizinischen Gesamtkosten durch eine höhere Vorsorge steigen könnten, kann sich Rauch-Kallat nur damit erklären, dass durch eine bessere Gesundheitsvorsorge und Gesundheitserhaltung die Menschen älter würden und sich der Aufwand für die medizinische Versorgung dadurch erhöhen könnte. Das sei jedoch "die medizinischen Ethik gefragt", inwieweit lebensverlängernde Maßnahmen die Lebensqualität erhöhten.

Neben der Neugestaltung der medizinischen Versorgung und der Vorsorgeuntersuchung kündigte Rauch-Kallat am Montag auch eine "Gesundheitsförderungsbewegung" an. Heuer sei eine Initiative für mehr Bewegung geplant, im nächsten Jahr werde der Schwerpunkt auf betriebliche Initiativen zur Reduktion von Stress liegen. Darüber hinaus seien Initiativen auch zur Unfallverhütung und für gesunde Ernährung geplant, so Rauch-Kallat. (APA)