Mailand - Die deutsch-italienischen Beziehungen haben sich zwar beim Wochenend-Kurzbesuch von Bundeskanzler Schröder in Verona wieder normalisiert, Italiens Tourismusbranche leidet aber weiterhin unter dem Einbruch des deutschen Tourismus. Dies ist aber keineswegs nur auf die politischen Fehltritte des italienischen Regierungschefs und des inzwischen zurückgetretenen Staatssekretärs im Tourismusministerium, Stefani, zurückzuführen.

Die Wirtschaftskrise in Deutschland, vor allem aber die im Vergleich der Mittelmeerländer überdurchschnittlich hohen Preise haben im laufenden Jahr zum Rückgang der deutschen, aber auch der österreichischen Gäste geführt.

Übernachtungen der Deutsche gehen zurück

Nach einem günstigen Saisonauftakt tritt Italiens Tourismusbranche nun auf der Stelle. Zwar sind mehr Italiener als sonst im Inland geblieben, die Übernachtungen der Auslandsgäste, insbesondere der deutschen Urlauber sind aber nach Angabe von Tourismusexperten um rund drei Prozent zurückgegangen. Das staatliche Fremdenverkehrsamt Enit bestätigte bereits im Frühjahr einen Buchungsrückgang von zehn Prozent aus Deutschland.

Inzwischen sei aber der Rückgang auf fünf Prozent, jener aus Österreich auf zwei Prozent reduziert worden, heißt es. Einzige Ausnahme bildet die Mittelmeerstadt Pesaro, wo die Anzahl der deutschen Gäste nach Schätzungen des Hotelierverbandes um 30 Prozent gesunken sei. Schröder wollte ursprünglich in Pesaro Urlaub machen, hatte diesen aber nach den wenig zartfühlenden Äußerungen des ehemaligen Tourismusstaatssekretärs über das Verhalten deutscher Touristen in Italien abgesagt.

Immerhin sind Deutschlands Gäste für Italiens Tourismus weiterhin tonangebend: Sie bestreiten 15 Prozent der gesamten Übernachtungen und 36 Prozent der Auslandsübernachtungen. Da sie in der Regel 5,5 Tage lang in Italien verweilen, sind sie auch beliebtere Gäste als etwa die Inländer. Der Überschuss in der italienischen Tourismusbilanz ist seit 1993 von einem Rekordwert von 14 Milliarden Euro auf geschätzte zehn Milliarden Euro geschrumpft. Die Gründe dafür sind anhaltende Teuerungen im Hotel- und Gastgewerbe und veraltete Strukturen. (Thesy Kness-Bastaroli, Der Standard, Printausgabe, 25.08.2003)