Was der Winter für das Christkind, ist den heimischen Innovationspolitikern offenbar das Tiroler Bergdorf Alpbach. Dort marschieren sie regelmäßig im Sommer auf, um die versammelte Forschungscommunity mit einem neuen Papier zu beglücken, das Heil und Segen über die unter politischen Kompetenzstreitigkeiten, Geldmangel und unausgereiften Strategien leidende Förderlandschaft bringen soll.

Im Gegensatz zum himmlischen Christkind freut sich über diese Reformgaben niemand - außer die jeweiligen Beamten, denen diese mehr Macht bescheren würden. Denn es gehört zur schlechten Tradition, dass die - stets von blauen Ministern - unternommenen Versuche, die auf drei Häuser zersplitterten Fördertöpfe in einem Ressort zusammenzuführen, mit den Regierungskollegen nicht abgesprochen sind. Dementsprechend erfolglos bleiben die putschähnlichen Überfälle.

Das dürfte zu einem guten Teil daran liegen, dass Infrastrukturminister Hubert Gorbach, wie seine Vorgänger Michael Schmid, Monika Forstinger und Mathias Reichhold auch, mit nachhaltigen Verbesserungen nicht wirklich etwas am Hut haben dürfte. "Uninteressiert" und "ahnungslos" sind daher noch die nettesten Attribute, mit denen die Szene regelmäßig auf die unüberlegten Vorstöße reagiert.

Dass es bei Forschung und Technologieentwicklung nicht nur um Geldverteilung, Macht und Einfluss geht, sondern um die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes und damit die Zukunft Österreichs, ist den handelnden Akteuren bis dato offenbar verborgen geblieben. Wenn Gorbach & Co schon nicht die Experten konsultieren, sollten sie sich vielleicht ans Christkind wenden, dann bliebe wenigstens die unnötige, weil ergebnislose Sommeraufregung aus. (Luise Ungerboeck, Der Standard, Printausgabe, 25.08.2003)