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SPÖ-Abgeordnete Melitta Trunk: Gehrer "absolut realitätsfremd".
Foto: reuters/WALTER FRITZ
Wien - "Eine bodenlose Gemeinheit", meint die Kärntner SPÖ-Abgeordnete Melitta Trunk, "absolut entbehrlich", sagt SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures, "nicht einmal einen blassen Schimmer", konstatiert Eva Glawischnig von den Grünen.

Die Aussagen von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer zur Familienpolitik haben am Wochenende empörte Reaktionen hervorgerufen. Gehrer hatte in einem Presse-Interview beklagt, dass die junge Generation zu wenige Kinder zeuge. "Nach meinem Verständnis hat die ältere Generation den Generationenvertrag erfüllt, sie hat für ihre Eltern gesorgt, und sie hat Kinder bekommen." Kinder seien die beste Zukunftssicherung. "Was macht das Leben lebenswert? Etwa wenn man von Party zu Party rauscht, ist es das Singleleben? Die Wahrheit ist: Die Zukunft ist gesichert, wenn ein Land Kinder hat."

Selbst Parteikollegin und Familienministerin Maria Rauch-Kallat stellte sich am Sonntag gegen Gehrer. "Es sei den Jugendlichen von Herzen vergönnt, von Party zu Party zu ziehen". Sie sei "überzeugt, dass die heutige Jugend danach ihrer Verantwortung nachkommen und ihre Sehnsucht nach Familie verwirklichen werde".

"Einer Wertediskussion in Zusammenhang mit der Pensionsproblematik steht an und für sich nichts im Weg", meinte Bures, "aber wenn eine solche Diskussion zu einem reaktionären Gesellschaftsbild, zu einer Zurück-an-den-Herd-Aufforderung führt, muss Einhalt geboten werden."

Gehrer habe "nicht einmal einen blassen Schimmer" von der Lebenswelt junger Menschen, kritisierte Glawischnig. Vor allem für Frauen sei es noch immer schwierig, Beruf und Familie zu vereinbaren. Auch gebe es viele atypische Beschäftigungsverhältnisse, die Abschaffung der Frühpensionen verschärfe den Druck. (red, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 25.8.2003)