St. Pölten - Der Leiter der Rechtsabteilung im Niederösterreichischen Landesschulrat, Fritz Freudensprung, steht vor der Zwangsversetzung. Er hatte sich in einem Schreiben dagegen ausgesprochen, dass in der Volksschule in Atzenbrugg-Heiligeneich im Bezirk Tulln die Erstkommunionsvorbereitung im Musikunterricht stattfinden darf. Eltern einer konfessionslosen Tochter hatten sich dagegen gewehrt, dass Kirchenlieder im Gesamtunterricht einstudiert werden (derStandard.at berichtete).

Religiöse Werte

Freudensprung blieb mit seiner Meinung jedoch alleine - Landeshauptmann Erwin Pröll (VP) und Landesschulratspräsident Hermann Helm stellten sich dagegen und befürworteten das Einstudieren der Lieder für das Kirchenfest. Helm berief sich auf Paragraf 2 des Schulorganisationsgesetzes, in dem es heißt, dass neben sittlichen und sozialen auch religiöse Werte im Gesamtunterricht zu vermitteln seien.

Anders argumentierte Freudensprung. Im Gesamtunterricht der Volksschule dürfe zwar sehr wohl Liedgut des christlichen Abendlandes aus unserem Kulturkreis hinsichtlich Werteerziehung geübt werden, nicht jedoch die eindeutige Einübung der Lieder und Texte für die Erstkommunion. Er empfahl Eltern und Lehrern auch, keine unterschiedlichen Texte zu verwenden, da sich sonst Kinder zurückgesetzt fühlen könnten.

Nun hat Freudensprung mit Konsequenzen zu rechnen. Derzeit befindet er sich im möglicherweise nicht ganz freiwilligen Urlaub und soll nach Äußerung seiner Rechtsmeinung in die Bauabteilung des Landes Niederösterreich versetzt werden.

"Härte des System Pröll"

Insider sprechen davon, dass Freudensprung aber alles richtig gemacht habe. Seine Mitarbeiter seien noch nicht informiert worden, aber Freudensprung sei nicht mehr im Amt anzutreffen. Ein hochrangiger Ex-Beamter im niederösterreichischen Landesschulrat sagt zum Standard, er hätte genauso gehandelt. Das Einstudieren der Erstkommunionslieder im Musikunterricht sei nicht lehrplankonform.

Freudensprung habe "die Härte des Systems Pröll zu spüren" bekommen, weil er eine andere Meinung als der Landeshauptmann äußerte. Die Zwangsversetzung treffe Freudensprung nun ein Jahr vor seiner Pensionierung, "nach zig Jahren integrer Tätigkeit".

Gespräch am Freitag

Freudensprung selbst sagt, dass er ein klärendes Gespräch mit Helm, das am Freitag stattfinden soll, abwarten will. Ob er tatsächlich in die Bauabteilung wechseln müsse, sei noch alles andere als fix. Er habe sich Urlaub genommen, um die Lage klären zu können.

Helm sagt zum Standard, dass er nichts von einer Suspendierung oder einer Versetzung in eine andere Abteilung wisse. Er will sich nun erkundigen, ob die Gerüchte um Freudensprung stimmen. (Rosa Winkler-Hermaden, DER STANDARD, 8.5.2014)