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Dietmar Hoscher.

Foto: APA/Jäger

Wien - Mysteriös ist er, noch. Der vielleicht spannendste Kopf des Tages, jedenfalls in ORF-Belangen. Damit die ÖVP aus der SPÖ-Vorgabe Dietmar Hoscher den Vorsitzenden des ORF-Stiftungsrates machte, dealten die Koalitionsparteien noch kurz vor der Abstimmung über Personal. Davon sprach die bisherige Vorsitzende im Stiftungsrat: ein Personaldeal über jenen hinaus, dass weiter Bürgerliche beide Ausschüsse des Stiftungsrats leiten.

Nicht mysteriös ist Dietmar Hoscher. Der nordisch wirkende Wiener ist Vorstand der Casinos Austria, verheiratet, ein Kind. Er bekennt sein Musikfaible via Webseite ("Hoscher's Colours of Blues") und als Veranstalter des jährlichen "Vienna Blues Spring" in Wien. Der ebenfalls rote Medienminister Josef Ostermayer ernannte ihn gerade für sein Engagement in Musik und Literatur zum Professor. Hoscher ist Vorsitzender des Kuratoriums beim Wiener Fußballklub Rapid. Das Präsidium der Grün-Weißen, ein durchaus operativer Job, lehnte er erst 2013 ab - weil nicht nebenbei zu erledigen.

Nicht richtig mysteriös. Aber auch wenn Hoscher jetzt noch einen Vorsitz hat, bleibt er gern im Hintergrund. Rückrufe zum Thema ORF: bisher Fehlanzeige. Pressekonferenz nach dem Stiftungsrat: abgesagt. Stellungnahme vor den Mikros: lieber nicht. Dann aber auf Journalistenfragen doch ein paar gekonnt politrhetorische Antworten.

Er sei SPÖ-Mitglied ("wie meine ganze Familie") und auf einem SP-Parteimandat im Stiftungsrat, gleichwohl aber "weder in dieser Funktion noch in irgendeiner anderen Funktion irgendeiner Partei verpflichtet".

Der Vorstand der zumindest staatsnahen Casinos war SPÖ-Klubsekretär, später selbst Abgeordneter, die SPÖ wollte ihn schon als Fraktionschef im ORF-Stiftungsrat. Da wundert ein wenig, wenn er ins ORF-Mikro sagt: "Ich bin jetzt 52 und bin noch nie irgendwelchen Vorgaben gefolgt und werde das auch hier nicht tun." Vielleicht stimmte er bisher intuitiv im SPÖ-Sinne.

Hoscher sagte das auf die Frage, wie er mit Vorgaben von Parteien umzugehen gedenkt, wenn der Stiftungsrat den nächsten ORF-Chef wählt. Bei Stimmengleichstand im Stiftungsrat entscheidet der Vorsitzende über den Chef des größten österreichischen Medienkonzerns. Diese Entscheidung über den nächsten General 2016 wird ihm ein vorweg geschnürtes Personalpaket der Regierung sicher abnehmen. Das wird ein größerer Deal als jener für Hoschers Wahl. (Harald Fidler, DER STANDARD, 8.5.2014)