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VÖZ-Präsident Kralinger: "Digitalisierung bedroht das mediale Ökosystem".

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Wien – Während Springer-Chef Mathias Döpfner jüngst seine "Angst vor Google" artikulierte, sieht der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) die Situation weniger dramatisch. "Keiner von uns ist ein wahnsinniger Google-Gegner", sagte VÖZ-Präsident Thomas Kralinger Mittwochabend im Gespräch mit dem Verein der Medienjournalisten Österreich (MÖ). Allerdings bedrohe die Digitalisierung das mediale Ökosystem.

"Trittbrettfahrer" an Kosten beteiligen

Deshalb müsse man "Trittbrettfahrer an den Kosten, die wir haben, beteiligen", erklärte der Verlegerpräsident. Konkret geht es dem "Kurier"-Geschäftsführer dabei um das Thema Leistungsschutzrecht. Natürlich würden heimische Tageszeitungen auch vom US-Suchmaschinenriesen profitieren. "Das Problem ist aber die Art und Weise, wie die Digitalisierung ein Ökosystem zerstört und in existierende Geschäftsmodelle eingreift." Dass Verleger ihre Inhalte im Netz verschenken, bezeichnete Kralinger als "Geburtsfehler".

Vergleich mit AKM

Als Vergleich zog der VÖZ-Präsident eine andere Branche heran: Für Musik, die im öffentlichen Raum, beispielsweise in Lokalen, konsumiert wird, sei es "selbstverständlich, dass die AKM (Verwertungsgesellschaft, Anm.) dafür Geld kassiert". Schließlich profitiere auch der Wirt davon. Gleiches müsse für journalistischen Content gelten. "Natürlich ist eine Verlinkung auf einen Artikel nicht schädlich. Aber Google macht das ja nicht aus karitativen Gründen", gab Kralinger zu bedenken.

Konsumentenschutz "fauler Kompromiss"

Die strengeren datenrechtlichen Regelungen im Konsumentenschutz- und Fernabsatzgesetz bezeichnete Kralinger als „faulen Kompromiss zwischen Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer".

Filterung und Erklärung

Der VÖZ-Präsident setzte darüber hinaus zu einem "Credo für Print" an. Teilweise habe er den Eindruck, dass Verleger und Journalisten eher "das Trennende sehen" und sich an Verlusten von Konkurrenten erfreuen würden. "In Wahrheit herrscht aber bei allen Verlagen eine ähnliche Situation. Ich glaube, dass wir zwar noch lange eine gute Zukunft haben werden, aber dass es mit unseren klassischen Produkten schwierig wird." Angesichts des technologischen Wandels müsse man sich einerseits stärker diversifizieren und andererseits weiterhin darauf bauen, den Leser an Marken zu binden. Kralinger: "Filterung und Erklärung wird an Bedeutung gewinnen." (APA/red, derStandard.at, 8.5.2014)