Ein Fixie - hier von Tiger Cycles - in seiner ganzen Pracht - jedoch STVO-konform mit Bremsen.

Foto: tiger cycles

B. hat sich ein "Fixie" gekauft. Ein echtes, kein "Singlespeed": Ein Fixie ist nur ein Fixie, wenn es keinen Freilauf hat. Auf Deutsch: wenn sich die Pedale immer synchron zum Hinterrad bewegen. ("Singlespeed" ist was anderes. Da wird das Manko - das Fehlen der Schaltung - zum Asset erklärt.)

Fixies sind - noch - angesagt. Aber ich bin dagegen. Weil es affig ist, wenn Männer in der Blüte der Midlifecrisis auf Hipster machen. Und weil Fixies nicht in den Straßenverkehr gehören. Nicht wenn Durchschnittsradler sie fahren. Denn Fixies zu stoppen ist nicht einfach: Über die starre Übersetzung bremst man das Rad so, wie man es beschleunigt - über die Pedale. Bergabfahren? Krafttraining. An Ampeln halten? Ein Mix aus Planung und Wahrsagerei. Autos aus Seitengassen? Auf Radwege hüpfende Passanten? Rock 'n' Roll!

Zuerst endcool, dann nicht mehr

Gute - sehr gute - Radfahrer können das aber. Ich zähle mich ausdrücklich nicht dazu: 1994 kamen US-Bikemessenger mit solchen Bikes zur Boten-WM nach London. Jeder probierte sie aus. Ich fühlte mich endcool - bis der erste Autofahrer meinen Vorrang ignorierte. Seither bin ich dagegen.

Ja eh: Aus StVO-Gründen werden Fixies mit Bremsen verkauft. Nur: Ein echtes Fixie hat halt keine. Der "gute" Hipster-Radhändler weist Kunden auf das Authentizitätsdilemma hin - mit dem Schraubenschlüssel in der Hand. Auch B. nahm ein "authentisches" Fixie. Schön für ihn. Aber im Stadtverkehr steige ich auf dieses Ding nicht drauf. Egal wie uncool mich das macht. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, 9.5.2014)