Auf Firnzungen zwischen dem ersten Grün geht es von der Jägerspitze auf Skiern talwärts.

Foto: Thomas Neuhold

Anreise: Mit dem Pkw nach Zederhaus (von Norden auf der A10 Abfahrt Zederhaus, von Süden auf der A10 Abfahrt St. Michael) und auf der Landesstraße bis zum Talschluss. Hier beginnt die Mautstraße ins Riedingtal (ab Muttertag geöffnet), auf der man bis zur Schliereralm fährt. Sportliche satteln hier vom Auto auf das Rad um und radeln taleinwärts bis zur Königalm. Die Tour verlängert sich so mit Hin- und Rückfahrt von vier auf sechs Stunden. Wenn die Lawinenstriche geräumt sind, können Bequemere mit dem Pkw bis zum Parkplatz Königalm fahren. Aktuelle Auskünfte, wie weit die Talstraße befahrbar ist, gibt's bei der Schliereralm oder beim Kirchenwirt in Zederhaus.

Aufstieg: Von der Königalm folgt man der Talstraße über die Zauneralm zur Örgenhiasalm. Dahinter auf einem gut sichtbaren Steig noch ein wenig taleinwärts, bis man über Firnzungen Richtung Süden ansteigen kann. Vor den Felsen des Prabitschkopf dreht der in ein weites Nordkar, zuletzt etwas steiler auf den Nordgrat der Jägerspitze und über diesen Grat zum höchsten Punkt.

Abfahrt: Entlang der Anstiegsroute.

Schwierigkeiten/Lawinengefahr: Einfache Skitour, bei Firnbedingungen weitgehend lawinensicher. Rechtzeitig aufbrechen, Harscheisen obligat.

Einkehr/Übernachtung: Gasthof Schliereralm am Schlierersee im Riedingtal; Gasthof Kirchenwirt in Zederhaus

Karte: Alpenvereins-Karte Nr. 45/1, Niedere Tauern I, 1:50.000.

Literatur: Hutter/Neuhold, "Skitourenatlas Salzburg/Berchtesgaden", Pustet 2011.

Infos zum Naturpark Riedingtal: Naturparkzentrum direkt am Schlierersee

Grafik: DER STANDARD

Firn - das ist jener Aggregatszustand des Schnees, der durch den immer wiederkehrenden Wechsel von nächtlichem Durchfrieren und dem Auftauen tagsüber entsteht. Bis dann irgendwann einmal die Luft aus der Schneedecke völlig draußen ist. Je später im Jahr, desto kompakter wird der Schnee, und es lässt sich mit Skiern wie auf einer Seifenauflage genussvoll talwärts schmieren.

Man muss warten können

Aber wie das eben so ist mit den wirklich wichtigen Momenten im Leben, muss man auch auf den Sommerfirn warten können. Im Lungauer Riedingtal, das sich am Südrand der Radstädter Tauern von Zederhaus parallel zum hinteren Murtal westwärts zieht, konkret bis zum Muttertag. Traditionellerweise sperrt die Mautstraße in den Naturpark Riedingtal am zweiten Sonntag im Mai auf. Das hat weniger mit Mutterliebe und Familienglück zu tun, sondern resultiert aus der Erfahrung, dass bis Anfang Mai die Straße meist noch mit Wechten und Lawinenstrichen verlegt ist. Im hinteren Riedingtal kann das übrigens auch noch nach der Straßenöffnung der Fall sein.

Wenn aber die Straße frei ist, dann hat sich in den Rinnen und Mulden der Bergflanken im hinteren Riedingtal längst jene Schneekonsistenz gebildet, die Tourengeher in Stadien der höchsten Verzückungen entrücken.

Die Sommerfirnklassiker

Heuer dürfte die Saison hier im nordwestlichsten Eck des Lungau bis in den Juni hinein dauern, der meiste Schnee ist diesen Winter ja südlich des Alpenhauptkammes gefallen. Neben Stierkarkopf, Wildkarhöhe, Windischkogel, Glingspitze oder Reicheschkogel ist die Jägerspitze der Sommerfirnklassiker schlechthin. Mit 850 Höhenmeter Anstieg und überschaubaren technischen Schwierigkeiten ist der 2508 Meter hohe Berg tatsächlich familientauglich und einen Muttertagsausflug absolut wert.

Schneesicher sind die vom Talboden bergwärts führenden Rinnen allemal, der gesamte Anstieg ist nach Norden ausgerichtet, die Sonne kann im März und April noch nicht mit voller Wucht die Schneedecke wegbrutzeln.

Dem Frühling entfliehen

Und so geht es dann frühmorgens zwischen frisch austreibendem Erlengebüsch, mit bunten Wiesenkrokussen bestückten Wiesen entlang und begleitet von frühlingstrunkenem Vogelgezwitscher, mit Skiern, Fellen und Harscheisen bergwärts. Mit jedem Schritt entflieht man dem Frühling, bis sich auf etwa 2000 Meter Seehöhe die Schneedecke endgültig völlig geschlossen hat. Spätestens um elf Uhr vormittags wird dann die Bindung zugedrückt, und es geht entlang der Schneezungen zurück ins Frühlingsgrün. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Album, 10.5.2013)