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Am 5. Mai 2014 verfolgten zahlreiche Statisten in Napoleon-Kostümen die Szenen einer kaiserlichen Ankunft auf Elba vor 200 Jahren.

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Foto: AP / Fabio Muzzi

Vor 200 Jahren landete Napoleon Bonaparte auf der Mittelmeerinsel Elba. Während seines zehnmonatigen Aufenthalts krempelte er die Insel komplett um und legte den Grundstein für moderne Infrastrukturen. Der französische Kaiser war hier nicht nur einer der ersten "Touristen", sondern mit 300 Nächtigungen hält er wohl auch einen Aufenthaltsrekord, der nicht mehr so einfach einzustellen ist. Mehr noch: Mit der für ihn recht untypisch entschleunigten Lebensweise als "Urlauber" war Napoleon I. gleichsam der erste Vertreter eines "sanften Tourismus" auf der Insel.

Seine stundenlangen, oft nächtlichen Spaziergänge und Ausritte durch die Täler und Wälder Elbas, vor allem aber seine Einstellung, das Leben hier etwas einfacher zu gestalten, sind gut dokumentiert. So zog er hier sein Landhaus, die Villa San Martino, immer seiner Residenz in Portoferraio, der Palazzina dei Mulini, vor.

Zu seinen Gepflogenheiten gehörten ebenso frühmorgendliche Bäder: Bis zu eine Stunde soll sich der Kaiser in der Wanne aufgehalten haben, dort nicht so sehr Strategien für Elba und die Welt entwickelt, sondern lieber laut Gedichte rezitiert oder gesungen haben. Es scheint so, dass das Badewasser, gewürzt mit den Kräutern Elbas, ihn stimulierte. Heute zählt "Acqua della Elba", ein leicht bitteres und erfrischendes Duftwässerchen, immerhin zu den bekanntesten Produkten der Insel.

Infrastruktur als Therapie

Natürlich kam Napoleon nicht freiwillig nach Elba. Seine Gegner aus Europa und Frankreich wollten ihn hier sicher verwahrt wissen. Wahr ist auch, dass er nach nur zehn Monaten in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Insel gerne wieder verließ. Aber seine "Beschäftigungstherapie" während dieser Zeit auf der Insel ist durchaus bemerkenswert: Eine Kirche ließ er in ein Opernhaus umstrukturieren, Straßen sowie die Kanalisation bauen und das erste Hotel in Portoferraio eröffnen.

Kein Wunder, dass ihm die Elbaner bis heute dankbar sind. Mit einer pompösen Feier am 5. Mai, 200 Jahre nach seiner Landung, ehrten sie den "Touristen-Kaiser" nun auf standesgemäße Art: In historischen Kostümen hielten sie eine Militärparade ab, ließen den Nachbau einer Galeone vor Portoferraio kreuzen und bespielten die gesamte Altstadt. Doch auch nach diesem Reenactment werden ihm zu Ehren zwischen Mai und Oktober 2014 noch 135 mehr oder weniger passende Veranstaltungen auf Elba abgehalten: von Musikfestivals über Opernaufführungen bis hin zu "Napoleon" -Weinverkostungen oder -prämierungen.

Mit rund einer Million Touristen jährlich zählt Elba zu den wichtigsten touristischen Zentren in der Region. Dennoch kamen in den vergangenen Jahren immer weniger Gäste auf die Mittelmeerinsel mit ihren rund 30.000 Einwohnern – und nun soll Neben Napoleon als Testimonial für den "sanften Tourismus" auf dem toskanischen Archipel herhalten.

Gute Angewohnheiten

In Anlehnung an die napoleonischen Spaziergewohnheiten auf der Insel wurden nun zehn Wanderwege quer durch Elba ausgeschildert. Besonders reizvoll ist der sogenannte Orchideenweg: Entlang der Route blühen 15 verschiedene Arten. Als Reminiszenz an die kaiserliche Tugend, sein Essen hier nicht hinunterzuschlingen, als müsse man gleich wieder aufs Schlachtfeld, kann man heute die Slowfood-Avancen auf der Insel deuten. So werden in der Enoteca della Fortezza in Portoferraio nicht nur Elbaner Weine, sondern auch frische Slowfood-Gerichte aus regionalen Zutaten von Koch Carlo Eugeni serviert.

Die 147 Kilometer lange Küste, wo sich Sandstränden mit felsigen Abschnitten ständig abwechseln, verfügt fast immer über freie Badeplätze. Wer dennoch eine eigene Badebucht präferiert, ist etwa im Drei-Sterne-Hotel Stella Maris am Fuße des Ortes Capolivari gut aufgehoben.

Zweifellos ist die Anreise – Flug Wien-Florenz, dann weiter mit dem Shuttlebus nach Pombino und von dort mit der Fähre nach Elba – derzeit noch etwas mühselig für Österreicher. Ab 2015 soll das komfortabler werden: Geplant sind Direktflüge von Wien nach Elba, wie es sie derzeit schon von Zürich und München gibt. Aber was soll die Jammerei: Napoleon brauchte für seine Anreise im Jahr 1814 noch drei volle Tage. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, Album, 10.5.2014)

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