Ungenutzte Häuser werden bei der Emisiana zu Galerien und Veranstaltungsorten.

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Foto: martin Hölblinger

Hohenems - Ungenutzte Häuser werden zu Galerien. Museen und Palast lassen hinter die Kulissen blicken. Es wird Theater gespielt, musiziert, gelesen und debattiert. "Wasser und Wein" ist das Generalthema des diesjährigen Festivals Emsiana. Historisches wird erkundet, Neues ausprobiert. Die Emsiana ist ein Kulturprojekt engagierter Bürgerinnen und Bürger zur Wiederbelebung des Stadtzentrums.

In die Marktstraße 33 ist vorübergehend das Visionscafé eingezogen. Hier trifft sich, wer sich über die Zukunft in der 15.000-Einwohner-Stadt Gedanken macht. Früher war in den Räumlichkeiten ein Frisör. Findet sich eine neue Verwendung für den Leerstand, ziehen die Visionäre weiter in die nächste Brache. Während der Emsiana, sie dauert noch bis Sonntagabend, werden auch die Nachbarhäuser temporär umgenutzt. Die drei Gebäude des historischen, aber abgewohnten Ensembles Markstraße werden zurzeit restauriert. Für wenige Tage zieht zeitgenössische Kunst in die Baustellen.

Kunst auf der Baustelle

Zu den Fotoarbeiten  der Künstlerinnen Heller.Ulmer steigt man über Maurerkübel und Bauschutt. Ihre Wachsbildobjekte findet man ein Stockwerk höher im verwinkelten alten Haus. Dort zeugen abgerissene Tapeten und Decken von früheren Zeiten, ein glitzernder Vorhang erinnert an die Vorbesitzer, eine türkischstämmige Familie, die erst vor kurzer Zeit ausgezogen ist.

Im Haus nebenan machen sich Karin Nussbaumer und Ursula Dünser im Gewölbekeller mit Fotografien, Videos und Installationen Gedanken über die Vergänglichkeit von Menschen und Wohnräumen. Idee der Emsiana ist, "mit Nachdenklichkeit und Neugier in die Geschichte der Stadt einzutauchen".

In die Vergangenheit spazieren

Und das nicht nur im Jüdischen Museum, im Mühlen Museum oder im Alte Zeiten Museum. Stadtspaziergänge, dieses Jahr dem Thema "Wasser und Wein" gewidmet, eröffnen ganz neue Perspektiven. Heilbrunnen, die Mikwe, das frühere Bad der jüdischen Gemeinde, sind Ziele oder der sagenhafte gräfliche Tiergarten. Dort, wo einst das erste Kaffeehaus der Stadt war,  im Kitzingerhaus, räumt der Kulturkreis seine Bücher zur Seite und macht temporär Cafébetrieb. Open air, auf den Sitzstufen zum Emsbach, servieren die Bodensee Amateur Fotografen, ein Verein, der die Migrationsgeschichte der ersten Generation von Arbeitsmigranten dokumentiert, Cay und Süßes.

Die kulturelle Vielfalt der Vergangenheit und der Gegenwart gelte es aufzuzeigen, sagt Emsiana-Initiator Markus Schadenbauer-Lacha. Was in den Anfängen ein Quartiersfest war, ist mittlerweile ein Fixpunkt im regionalen Kulturgeschehen. (jub, derStandard.at, 9.5.2014)