Johannesburg - Der Afrikanische Nationalkongress (ANC) hat die Parlamentswahl in Südafrika klar gewonnen. Wie die Wahlkommission am Freitagabend nach Auszählung aller Stimmen mitteilte, kam der ANC von Präsident Jacob Zuma auf 62,2 Prozent. Damit eroberte die Partei Nelson Mandelas trotz Stimmenverlusten wieder eine absolute Mehrheit.

Bei gewaltsamen Protesten gegen das Wahlergebnis in einem Stadtteil von Johannesburg nahm die Polizei fast 60 Menschen fest.

Während der ANC fast vier Prozentpunkte gegenüber der Wahl 2009 einbüßte, konnte die oppositionelle Demokratische Allianz (DA) mehr als fünf Punkte zulegen. Sie kam nach Angaben der Wahlkommission auf 22,2 Prozent. Die neue radikale Partei des ehemaligen ANC-Jugendführers Julius Malema, die Kämpfer für wirtschaftliche Freiheit (EFF), landete mit 6,4 Prozent der Stimmen überraschend auf dem dritten Platz. An vierter Stelle landete die Inkatha-Freiheitspartei (IFP) des Zulu-Führers Mangosuthu Buthelezi mit 2,4 Prozent.

Erstwähler ohne Apartheid-Erinnerungen

Die Wahl am Mittwoch war die fünfte seit dem Ende der Rassentrennung vor 20 Jahren. Erstmals durften viele Südafrikaner abstimmen, die nie selbst die Apartheid erlebten. Die Wahlbeteiligung lag den Angaben zufolge bei 73,4 Prozent. Das offizielle Endergebnis will die Wahlkommission am Samstagabend (18.00 Uhr) veröffentlichen. Dann will der ANC im Zentrum von Johannesburg auch seinen Sieg feiern.

Das neue Parlament soll am 21. Mai als erstes Präsident Zuma für weitere fünf Jahre im Amt bestätigen. Dieser sieht sich seit geraumer Zeit mit Vorwürfen der Korruption und Misswirtschaft konfrontiert.

Im Johannesburger Stadtteil Alexandra gingen nach Polizeiangaben am Freitag rund 400 Menschen auf die Straße, nachdem die viertplatzierte IFP dem ANC vorgeworfen hatte, die Wahl in dem Township manipuliert zu haben. Die Demonstranten setzten Reifen in Brand und errichteten Barrikaden, die Polizei setzte Blendgranaten und Wasserwerfer ein. 59 Menschen wurden festgenommen, Verletzte gab es den Angaben zufolge aber nicht.

Um die Polizei zu unterstützen, wurden nach Angaben einer Polizeisprecherin am Freitagabend sogar Soldaten in den Township geschickt. Bis Samstagmorgen wurde das Militär aber offenbar wieder abgezogen, wie ein AFP-Fotograf berichtete.

"Unregelmäßigkeiten"

ANC-Sprecher Nkenke Kekana machte die IFP für die Ausschreitungen verantwortlich. Sie hatte in Alexandra einige wichtige Wahlbezirke an den ANC verloren. "Die IFP muss einfach akzeptieren, dass sich die Leute in der Gegend für den ANC entschieden haben", sagte Kekana.

IFP-Sprecher Muzi Ntuli sagte dagegen, bei den Protesten sei es um "Unregelmäßigkeiten" bei der Abstimmung gegangen. Seine Partei habe Beschwerde gegen das Wahlergebnis in Alexandra eingelegt, weil dort Wahlurnen in Fahrzeugen mit dem ANC-Logo transportiert worden seien. Weil die Wahlkommission bisher jedoch nicht für "Klarheit" gesorgt habe, seien die Menschen "wütend".

In Südafrika waren Anfang der 1990er-Jahre tausende Menschen bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des ANC und der IFP getötet worden. Auch in Alexandra hatte es damals heftige Zusammenstöße gegeben. (APA, 10.5.2014)