Kairo - In Ägypten sollen in einem weiteren Massenprozess 200 mutmaßliche Mitglieder der Islamistengruppe Ansar Beit al-Makdis vor Gericht gestellt werden. Die Generalstaatsanwaltschaft klagte sie wegen tödlicher Anschläge auf Sicherheitskräfte an und wirft ihnen "Terrorismus" vor, wie am Samstag aus Justizkreisen verlautete. Von den 200 Angeklagten sind den Angaben zufolge 102 in Haft.

Seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im Juli 2013 verüben Aufständische immer wieder Anschläge auf ägyptische Militäreinrichtungen und Soldaten. Die vom Militär eingesetzte Übergangsregierung macht die Muslimbrüder für die Eskalation der Gewalt verantwortlich. Zuletzt hatte sich jedoch Ansar Beit al-Makdis zu mehreren Anschlägen bekannt. Die Gruppe stammt von der Sinai-Halbinsel und steht dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahe.

In Ägypten waren in umstrittenen Massenprozessen zuletzt langjährige Haftstrafen und Todesurteile gegen Hunderte Anhänger der Muslimbrüder verhängt worden. Am Sonntag vergangener Woche wurden 102 Angeklagte wegen Gewalttaten bei Protesten zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nur wenige Tage zuvor waren 638 Angeklagte, unter ihnen der geistige Führer der Muslimbruderschaft, Mohammed Badie, in einem Schnellverfahren zum Tode verurteilt worden. Die Prozesse wurden international als Verstoß gegen die Grundsätze fairer Verfahren kritisiert, möglicherweise werden die Todesurteile in Berufungsverfahren kassiert. (APA, 10.5.2014)